13.09.2023

Schädel in Ministerresidenz entdeckt

Premierministerin Katrín Jakobsdóttir liebt Krimis und hat gerade ihren ersten Thriller veröffentlicht. Die Entdeckung, die jetzt in der isländischen Ministerresidenz gemacht wurde, dürfte aber selbst für den passionierten Krimifan eine Überraschung gewesen sein. 

 

Dielenboden. Bild von Francisco Galarza auf Unsplash.
Gruselige Überraschung unter den Dielen ins Islands Ministerresidenz. © Francisco Galarza auf Unsplash.

Katrín Jakobsdóttir ist nicht nur Islands Regierungschefin, sondern auch Krimischriftstellerin. Gerade ist ihr Thriller Reykjavík, den sie zusammen mit Bestseller-Autor Ragnar Jónasson geschrieben hat, auf Englisch erschienen.

 

Die Geschichte, die sich jetzt in der Ministerresidenz in der Tjarnagata in Islands Hauptstadt zugetragen hat, klingt wie ein neuer Fall: Bei der Renovierung auf dem Dachboden haben Arbeiter in der vergangenen Woche einen menschlichen Schädel gefunden, wie mehrere Medien berichteten.

 

Die Fragmente lagen unter den Dielen verborgen. “Ein ausgesprochen mysteriöser Fall,” zitiert das Online-Portal Iceland Review die Premierministerin. Aktuell wird untersucht, wie alt der Knochen ist. Anzeichen für eine Verletzung oder Krankheit gibt es demnach nicht. Laut Jakobsdóttir besteht kein Hinweis, dass hier ein Verbrechen geschehen sei.

 

Fachleute vom Isländischen Nationalmuseum (Þjóðminjasafn Íslands) vermuten laut der Online-Ausgabe der Tageszeitung Morgunblaðið, dass der Schädel zu einer mindestens 25 Jahre alten Frau gehörte. Genaueren Aufschluss soll eine Radiocarbondatierung bringen; mit den Ergebnissen wird in einigen Wochen gerechnet.

 

Die Fachleute vermuten, dass der Schädel schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts in dem Haus liegt. Denn das Gebäude hat bereits eine – wortwörtlich – bewegte Geschichte hinter sich.

 

Ministerresidenz mit bewegter Geschichte

 

Errichtet wurde es 1892 – und zwar in Sólbakki oberhalb von Flateyri in den Westfjorden. Bauherr war laut Iceland Review ein Norweger, der eine riesige Walfangstation im Önundarfjörður betrieb. Das Haus im Fachwerkstil war in der norwegischen Heimat des Unternehmers vorgefertigt und dann nach Island transportiert worden.

 

Doch das sollte nicht seine letzte Station sein: Als der Walfang um die Jahrhundertwende zurückging, zog sich Hans Ellefsen aus dem Geschäft zurück und verkaufte das Haus an einen Freund, den Politiker und Dichter Hannes Hafstein.

 

Als dieser 1904 im Zuge der beginnenden Selbstverwaltung zum ersten Minister des Landes im Dänischen Kabinett ernannt wurde, ließ er das Haus kurzerhand abtragen und nach Reykjavík verfrachten, wo er seinen Amtssitz nahm. 1909 erwarb der isländische Staat das Gebäude als Ministerresidenz, und es wurde entsprechend ausgestattet.

 

Seit 1940 residierten in der Tjarnagata sämtliche isländischen Ministerpräsidenten; zuletzt wohnte hier Hermann Jónsson, der von 1934 bis 1942 und dann wieder von 1956 bis 1958 Regierungschef war.

 

Seither wird das Haus überwiegend für Empfänge und Kabinettsitzungen genutzt – und als Unterkunft für ausländische Staatsgäste wie Israels Ministerpräsident David Ben Gurion, Queen-Gemahl, Prinz Philipp, und Bundeskanzler Helmut Schmidt. Ob die Herren gut geschlafen haben, ist nicht überliefert.

 

Für Premierministerin Katrín Jakobsdóttir bietet der Fund jedenfalls „verlockendes Material für eine Geschichte“ – wenngleich ihre erste Pflicht als Ministerpräsidentin natürlich sei, herauszufinden, was dahintersteckt. 


Ähnliche Beiträge

14.09.2022 | Foto: Facebook Ragnar Jónasson

Premierministerin schreibt Krimi

Gemeinsamesr Thriller mit Autor Ragnar Jónasson. Mehr