Von Siedlern und Seeleuten

Islands wechselvolle Geschichte beginnt im 9. Jahrhundert, als die ersten Siedler:innen aus Norwegen und Irland kamen. Die vollständige Unabhängigkeit erlangte es erst 1918. Heute setzt das Land auf eine freundschaftliche Fernbeziehung zur EU

 

Isländische Flagge. Bild von Simon Schmitt auf Unsplash.
Kleine Insel mit wechselvoller Geschichte. © Simon Schmitt auf Unsplash.

Mit rund 103.000 Quadratkilometern ist Island flächenmäßig der zweitgrößte Inselstaat Europas. 

 

Die ersten Siedler:innen kamen aus Norwegen und von den britischen Inseln. Ab ca. 870 n.Chr. erlebte Island eine erfolgreiche und friedliche Zeit. Das Land war in Godentümer unterteilt; wichtige Entscheidungen und Gerichtsurteile wurden in Þing-Treffen gefällt. Doch Ende des 12. Jahrhunderts führten blutige Familienfehden das Land in den Bürgerkrieg.

 

Die norwegischen Könige nutzten die Krise, um ihren Einfluss auf der Insel zu verstärken - und unterstellten Island 1262 der Krone. Rund 200 Jahre später fiel das norwegische Reich an Dänemark - und mit ihm Island, das fortan abgeschieden am Rand des neuen Königreiches lag. Erst 1918 erlangte Island seine Unabhängigkeit von Dänemark und wurde 1944 eine parlamentarische Republik. 

 

Heute zählt Island rund 369.000 Einwohnerinnen und Einwohner (Stand: 2021) und ist damit das am dünnsten besiedelte Land Europas. Zwei Drittel der Bevölkerung leben im Großraum der Hauptstadt Reykjavík. Fast vier Fünftel des Landes sind unbewohnt.

 

Der Präsident wird direkt vom Volk für eine Amtszeit von vier Jahren gewählt. Die Exekutivgewalt liegt jedoch bei der Regierung. Das AlÞing ist das gesetzgebende Organ; es wird ebenfalls in direkter Wahl von den Bürgerinnen und Bürgern für die Dauer von vier Jahren gewählt. 

 

Staatsoberhaupt ist seit 2016 Guðni T. Jóhannesson, Regierungschefin Katrín Jakobsdóttir (Links-Grüne-Bewegung). Als damals jüngste Regierungschefin in Europa ging sie Ende 2017 ein Bündnis mit der Fortschritts- und der Unabhängigkeitspartei ein.

 

Island ist der Europäischen Union eng verbunden

 

Island ist Gründungsmitglied der NATO, verfügt aber über keine eigenen Streitkräfte. 2009 stellte es einen Antrag auf Beitritt zur Europäischen Unionzog diesen aber 2015 zurück, nachdem die Verhandlungen bereits mehr als zwei Jahre auf Eis gelegen hatten. Über den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) ist Island der EU gleichwohl eng verbunden.

 

Die Fischwirtschaft ist nach wie vor das Rückgrat der isländischen Wirtschaft und schafft viele Arbeitsplätze. Der Kontinentalsockel um Island, wo sich der warme Golfstrom und die kalten Ströme der Arktis treffen, bietet vorteilhafte Bedingungen für verschiedene Fischarten und ist ein reicher Fangplatz.

 

Nahrungsmittel machten 2020 rund 45% des Gesamtexports Islands an Gütern aus. Der Schutz und die Erhaltung der Fischbestände genießen hohe Priorität. Die Fänge werden streng kontrolliert; die Fangquoten auf Grundlage wissenschaftlicher Daten jährlich festgesetzt. Die Hauptfangarten sind Kabeljau, Schellfisch, Seelachs, Rotbarsch, Hering und Lodde.

 

Daneben ist der Tourismussektor von zentraler Bedeutung für die isländische Wirtschaft. Die Branche hat sich nach der Corona-Krise rasch erholt. Im Juni 2022 wurden in Island 1.126.000 Übernachtungen registriert. Damit ist beinahe das Vorkrisenniveau wieder erreicht (Juni 2019: 1.300.000). 

 

Nach vorläufigen Berechnungen des isländischen Statistikamtes ist das Bruttoinlandsprodukt 2021 im Vergleich zum Vorjahr um real 4,3% gewachsen (Stand: August 2022). Im ersten Quartal 2022 lag das Wachstum bei 8,6%. 

 

Für das Gesamtjahr 2022 prognostizierte das Statistikamt Ende Juni ein Wachstum um real 5,1%. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) rechnet hingegen nur mit einem Zuwachs um 4,2% (Quelle: GTAI).