12.09.2023

Reykjavík verkauft Perlan

Bei der geothermischen Energieversorgung ist Islands Hauptstadt Reykjavík einst vorangegangen. Der Warmwasserspeicher Perlan im Südwesten der Stadt zeugt davon. Nun will der Stadtrat den imposanten Bau sowie zwei der insgesamt sechs Tanks veräußern.

 

Luftbild der Anlage "Perlan" in Reykjavík. Bild von Willian Justen de Vasconcellos auf Unsplash.
Luftbild der Anlage "Perlan" in Reykjavík. © Willian Justen de Vasconcellos auf Unsplash.

Perlan heißt auf Deutsch Perle – und ohne Frage ist das auffällige Gebäude in der isländischen Hauptstadt ein besonderes Schmuckstück. Und das nicht nur in optischer Hinsicht.

 

Das von Ingimundur Sveinsson entworfene und 1991 im Süden der Stadt eingeweihte Bauwerk beherbergt mehrere Warmwasserspeicher. Von hier aus werden alle Haushalte in Reykjavík mit Wärme versorgt – und, schöner Nebeneffekt, im Winter auch Gehwege und Straßen beheizt.

 

Nun hat der Stadtrat von Reykjavík beschlossen, das Gebäude sowie zwei der insgesamt sechs Wassertanks zu verkaufen, wie das Online-Portal Iceland Review berichtete. Der Wert der Immobilie beläuft sich demnach auf etwa vier Milliarden Isländische Kronen (rund 27 Mio. Euro).

 

Die Stadt hatte das Gebäude 2013 erworben. Nachdem die Anlage zunächst verlustreich gewesen sei, habe sich die wirtschaftliche Lage seither deutlich verbessert, zitiert Iceland Review aus einer Pressemitteilung des Stadtrates. Inzwischen ist der Komplex an das Unternehmen Perla Norðursins ehf verpachtet.

 

Beispiel für Einsatz von Geothermie

 

Perlan ist ein Beispiel für den erfolgreichen Einsatz von Geothermie in Island. Das in die Tanks eingespeiste Warmwasser wird aus rund 70 Bohrlöchern in Reykjavík, Mosfellsbær und Nesjavellir entnommen, wo sich das zweitgrößte geothermische Kraftwerk Islands befindet – eine ebenso günstige wie umweltfreundliche Energiequelle.

 

Seit Jahrhunderten hatten Hausfrauen die natürlichen Thermalquellen genutzt, um Wäsche zu waschen und zu trocknen, anstatt das Wasser mühsam zu Hause zu erhitzen.

 

 1928 wurde in Reykjavík erstmals nach heißem Wasser gebohrt, und schon zwei Jahre später führte eine 3 km lange Leitung von Laugardalur, dem Tal der heißen Quellen, in die Stadt. Das erste Gebäude, das so Heißwasser erhielt, war eine Schule.

 

Wassertanks und Museen

 

Heute umfasst die Anlage Perlan sechs Aluminiumtanks, von denen fünf derzeit noch in Betrieb sind, und ist mit einer Glaskuppel überdacht. Drei der Tanks enthalten jeweils bis zu vier Millionen Liter Warmwasser, das eine Temperatur von etwa 85 °C hat. Zwei weitere Tanks sind mit 30 Grad heißem Rücklaufwasser gefüllt.

 

Einer der Wasserspeicher wurde trockengelegt und beherbergte bis 2014 das Saga-Museum. Seit Sommer 2017 findet sich dort das Museum der Naturwunder Islands mit einem künstlichen Gletscher inklusive Eishöhle.

 

Auf dem Dach des 5.800 Quadratmeter umfassenden Gebäudes  befindet sich eine Aussichtsplattform mit grandiosem Blick über Reykjavík und die Region. Darunter befindet sich ein Dachrestaurant, das ebenfalls einen Rundblick über die Stadt bietet. Längst hat sich das Gebäude zur Touristenattraktion gemausert.


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