02.08.2023
Eine Woche lang trainiert die Luftwaffe der Bundeswehr auf der Insel im Nordatlantik, wie sie im Ernstfall möglichst schnell Geschwader in den Norden verlegt werden kann. Hintergrund sind die zunehmenden politischen Spannungen in der Arktis-Region.
Zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren übt die Luftwaffe der Bundeswehr wieder auf Island. Mit sechs Eurofightern trainieren insgesamt 30 Soldatinnen und Soldaten im Rahmen der Übung Rapid Viking 2023 auf der Insel im Nordatlantik.
Das Taktische Luftwaffengeschwader 73 Steinhoff, das in Laage in Mecklenburg-Vorpommern stationiert ist, übt eine schnelle logistische Verlegung auf die Insel. Innerhalb von einer Woche werden dafür 25 Tonnen Material verpackt und zum Nato-Militärflugplatz Keflavík Air Base geflogen.
Ziel ist es laut Bundeswehr, die Verlegung mit möglichst geringem personellen und materiellem Einsatz abzuschließen.
Auf Island sollen sich die Einsatzkräfte mit den Gegebenheiten vor Ort und den operationellen Herausforderungen im hohen Norden vertraut machen, wie es auf der Website der isländischen Regierung heißt. So wurde das Abfangen gegnerischer Flugzeuge inklusive Luftbetankung trainiert.
Unterstützt wird der Einsatz von der isländischen Küstenwache, die dem Direktor für Verteidigungsangelegenheiten im Außenministerium untersteht. Der Aufenthalt des Eurofighter-Geschwaders der deutschen Luftwaffe ist laut der Online-Ausgabe der Tageszeitung Morgunblaðið bis zum 10. August 2023 geplant.
In der Vergangenheit hatte die Bundeswehr bereits zwei Mal, in den Jahren 2010 und 2012, Jagdflugzeuge auf Island stationiert.
© Bundeswehr
Die jetzige Übung erfolgt vor dem Hintergrund einer Neuausrichtung der Arktis-Strategie der Nato. Mit der zunehmenden Rivalität der Anrainerstaaten USA und Russland sowie Chinas, das sich 2018 kurzerhand zum Nah-Anrainer (Near Arctic State) erklärte, rückt die Polarregion zunehmend in den Fokus.
Der Klimawandel in der Arktis eröffnet ganz neue Schifffahrtsrouten und die Aussicht auf gewaltige Rohstoffvorkommen. Das weckt Begehrlichkeiten.
Vor allem Russland hat mit verstärkter Militärpräsenz in der Region reagiert – sehr zur Sorge der westlichen Arktis-Staaten USA, Kanada, Norwegen, Dänemark (mit Grönland), Finnland, Schweden und Island.
Wegen ihrer geographischen Lage spielte die Insel stets eine wichtige militärstrategische Rolle in der Region. Der britische Premierminister Winston Churchill bezeichnete Island einst als „unsinkbaren Flugzeugträger“ im Nordatlantik.
Island im sicherheitspolitischen Dilemma
Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine haben die westlichen Mitglieder ihre Mitarbeit im Arktisrat – dem einzigen internationalen Forum, das sich ausschließlich mit der Nordpolarregion befasst – vorerst ausgesetzt.
Für das kleine Island führt dies zu einem sicherheitspolitischen Dilemma. Zwar gehört der Inselstaat zu den Gründungsmitgliedern der Nato. Als einziges Land verfügt es jedoch über keine eigenen Streitkräfte. Neben der Küstenwache gibt es nur eine kleine Einheit für Kriseneinsätze.
Nach dem vermeintlichen Ende des Kalten Krieges wurde die Nato-Militärpräsenz auf Island auf ein Minimum begrenzt. Fliegerstaffeln waren mehrmals pro Jahr im Einsatz; doch ein ständiger Aufenthalt vor Ort war politisch nicht erwünscht.
Doch angesichts der jüngsten Entwicklungen im hohen Norden hat auch in Island ein Umdenken eingesetzt.
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