10.04.2022

Islands Wald wächst

In Island bedecken Wälder und Buschland inzwischen mehr als 2 Prozent der Landesfläche. Jede Menge für die baumlose Insel. Doch die ehrgeizigen Klimaschutzziele der Regierung liegen noch in weiter Ferne – allen bisherigen Aufforstungsmaßnahmen zum Trotz.

 

Häuser vor einem schneebedeckten Berg. Bild von Sven Pieren auf Unsplash.
Bäume kann man in Island zählen. © Sven Pieren auf Unsplash.

 

Ich glaub´, ich steh im Wald: Wälder und Buschland bedecken inzwischen mehr als 2% der Landesfläche Islands. Das berichtete jetzt das Online-Magazin Iceland Review unter Berufung auf die Isländische Forstverwaltung (IFA).

 

Die Fläche entspricht der Halbinsel Reykjanes im Westen. Bis 2042 dürfte der Anteil des Waldes laut Schätzung der Fachleute rund 2,6% betragen.

 

Im Vergleich zu Deutschland mutet diese Zahl gering an, sind bei uns laut NABU doch immerhin 32% der Landesfläche von Wald bedeckt (11 Mio. Hektar). Doch für das baumlose Island ist es eine ganze Menge: Denn seit 1990 hat sich die Waldfläche auf der Insel damit mehr als versechsfacht – von 7.000 auf 45.000 Hektar.

 

„Das sind große Neuigkeiten“, zitiert Iceland Review denn auch Arnór Snorrason, Förster bei der IFA-Versuchsanstalt in Mógilsá. Die Forstbehörde existiert seit 1908. Doch erst seit den 1950er Jahren gibt es in Island größere Aufforstungsmaßnahmen.

 

Ehrgeizige Klimaschutzziele

 

Islands Regierung hat sich unter Premierministerin Katrín Jakobsdóttir von der Links-Grünen Bewegung ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis zum Jahr 2100 sollen mindestens 12% der Landesfläche aufgeforstet sein.

 

Im Nationalen Klimaschutzplan von 2018 wird der Wiederaufforstung oberste Priorität eingeräumt, um Treibhausgase zu vermindern. Im ganzen Land sind seither Baumschulen eröffnet worden. Das Ziel: die isländische Mondlandschaft mit Millionen Setzlingen zu begrünen.

 

Denn der Wald hat wichtige ökologische Funktionen: Bäume produzieren Sauerstoff und binden Kohlendioxid, und die Wälder sind Heimat für viele Pflanzen- und Pilzarten, für Insekten, Vögel und Säugetiere.

 

Allein, durch das raue Klima, den kargen Boden, Gestein und Lavafelder haben es Bäume in Island schwer. Das war nicht immer so. Bis zum Ende des 9. Jahrhunderts waren bis zu 40% der Insel bewaldet. Doch die ersten Siedler holzten die heimischen Birken und Espen fast vollständig ab, um Häuser und Schiffe zu bauen, und später knabberte das Vieh den zarten Aufwuchs ab.

 

Das am geringsten bewaldete Land Europas

 

Nur der gezielten Aufforstung ist es zu verdanken, dass es in Island überhaupt 2% Waldfläche gibt. Damit ist die Insel das am geringsten bewaldete Land Europas.  

 

Seit Beginn der Aufforstungsmaßnahmen wurden rund 100 Baumarten in Island eingeführt. Allerdings erwiesen sich nur die wenigsten als zäh genug, um Klima und kargem Boden zu trotzen. Neben den einheimischen Birken- und Weidearten werden vor allem Sitka-Fichten, Hemlockstannen und Kiefern gepflanzt.

 

Doch der jetzige Erfolg geht nicht nur auf die Bemühungen der Behörden sowie privater Initiativen zur Wiederaufforstung zurück. Zum ersten Mal seit der Besiedlung im 9. Jahrhundert haben sich Birkenwälder wieder selbständig auf der Insel ausgebreitet.

 

Also: Dreimal auf Holz klopfen, damit das Projekt Aufforstung dauerhaft Erfolg hat. 

 


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