05.08.2022

Vulkanausbruch mit Ansage

In Island spuckt der Vulkan Fagradalsfjall erneut glutrote Lava – nur 30 Kilometer von der Hauptstadt Reykjavík entfernt. Während Fachleute vor Gefahren warnen, pilgern Tausende Schaulustige zur Ausbruchsstelle. Dabei gibt es das Spektakel frei Haus im Netz.

 

Wegweiser zum Vulkan Fagradalsfjall im Südwesten Islands. Bild von Andrew H auf Unsplash.
Wo geht es hier zum Vulkan? Wegweiser zum Fagradalsfjall. © Andrew H auf Unsplash.

 

Es war ein Vulkanausbruch mit Ansage: Seit dem Wochenende hatte es auf der Reykjanes-Halbinsel im Südwesten Islands gebebt. Mehr als 10.000 Erschütterungen registrierte der Meteorologische Dienst – dann brach die Erde auf.

 

Am Mittwoch sprudelten Lavamassen aus einer länglichen Glutspalte – nur 30 Kilometer von der Hauptstadt Reykjavík entfernt.

 

Schon im vergangenen Jahr hatte es in der Region einen Ausbruch gegeben. Von Mitte März bis in den September kam die Erde nicht zur Ruhe – die längste Eruption, die in Island jemals aufgezeichnet wurde.

 

Der jetzige Ausbruchsort liegt nur einen Kilometer entfernt, in der Nähe des Tafelvulkans Fagradalsfjall.

 

Expert:innen vermuten, dass sich in der Region ein unterirdisches Magmafeld von mehreren Kubikkilometern Umfang befindet. Da es nah unter der Erdoberfläche schlummert, könnte es praktisch überall zu weiteren Spalteneruptionen kommen.

 

Für Prognosen zu früh

 

Wie lange sich der Ausbruch dieses Mal hinziehen wird, ist unklar. Der Lavafluss sei fünf bis zehn Mal stärker als 2021, berichtete der Rundfunksender RÚV unter Berufung auf den isländischen Wetterdienst.

 

Für präzise Prognosen sei es aber zu früh, sagen die Behörden und wollen jetzt ein Modell erstellen, um den Weg der Lavaströme vorhersagen zu können.

 

Die aktuelle Gefahr stufen Fachleute als gering ein. Die Regierung gab auf ihrer Website bereits Entwarnung: Es gebe kein Risiko für Bevölkerung und kritische Infrastruktur, und auch der internationale Flugverkehr sei nicht beeinträchtigt.

 

Dennoch gilt die Alarmstufe rot: Flugzeuge dürfen die unmittelbare Umgebung nicht mehr überfliegen. Dabei liegt nur 15 Kilometer entfernt der Internationale Flughafen Keflavík (KEF), von wo alle Flüge nach Europa und Nordamerika starten und landen.

 

Mehr Sorge bereitet den Wissenschaftler:innen aber etwas anderes: Auch wenn keine Aschewolke aufgestiegen ist, können rund um die Ausbruchsstelle giftige Gase austreten. „Die Leute müssen wirklich sehr vorsichtig sein“, zitierte Der Standard den Meteorologischen Dienst.

 

Tausende Schaulustige unterwegs

 

Zwar ist das Gebiet derzeit noch nicht gesperrt, aber die Behörden haben dazu aufgerufen, die Gegend zu meiden, bis sich die Fachleute ein Bild von der Lage gemacht haben.

 

Geholfen hat das wenig. Wie schon im vergangenen Jahr machten sich seit Mittwoch erneut Tausende Menschen auf den Weg, um das Naturspektakel mit eigenen Augen zu sehen. Und es sind nicht nur die Einheimischen, die zur Ausbruchsstelle pilgern.

 

Die Fluglinien Icelandair und Play verzeichneten seit Beginn der Eruption einen sprunghaften Anstieg der Buchungen, wie das Online-Portal Reykjavík Grapevine berichtete. Und auch die Nachfrage nach Hubschrauberflügen ist riesig.

 

Dabei kann man das Spektakel ganz bequem und vor allem gefahrlos vom heimischen Sofa aus erleben: Denn der Sender RÚV hat wieder eine Webcam aufgestellt und versorgt Vulkan-Fans mit Livebildern vom Ausbruchsort.


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