04.12.2023

Mutterseelenallein

Im zweiten Teil ihrer Krimiserie um Ermittlerin Elma zeigt uns Eva Björg Ægisdóttir Island erneut von seiner düsteren Seite. In Verlogen wird eine alleinerziehende Mutter tot in einem Lavafeld gefunden. Bisher gingen alle von Selbstmord aus. Nun geht es um Mord. 

 

Lavafeld in Island. Bild von Bernd Hildebrandt auf Pixabay.
Ein Lavafeld als Tatort: Polizistin Elma ist in "Verlogen" lange Zeit ratlos. © Bernd Hildebrandt auf Pixabay.

Maríanna ist verschwunden, seit sieben Monaten. Alle gehen von Selbstmord aus, war die alleinerziehende Mutter doch lange alkoholabhängig und ohne Halt.

 

Als ihre Leiche schließlich in einer Lavahöhle gefunden, ist jedoch bald klar, dass es sich nicht um Selbsttötung handelt.

 

Im zweiten Teil der in der Hafenstadt Akranes spielenden Krimiserie von Eva Björg Ægisdóttir, Verlogen, der im Herbst im Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen ist, geht es um einen Fall, der zunächst mysteriös bleibt.

 

Wie ist die Frau in die abgelegene Region gelangt, in der sie gefunden wurde? Und was weiß ihre 15-jährige Tochter Hekla, die ihre Mutter am Tag von deren Verschwinden nicht mehr gesehen haben will? Und von wem fühlte sich die Frau verfolgt?


25.02.2023 | © Unsplash

Mit Polizistin Elma hat Eva Björg Ægisdóttir eine Protagonistin erschaffen, die als Fremde in der eigenen Stadt beharrlich ermittelt – und in Verschwiegen eine düstere Geschichte von Missbrauch, Wegschauen und Ohnmacht aufdeckt. Mehr



Erzählt wird die Geschichte aus zwei Perspektiven: Ein Handlungsstrang folgt der Arbeit der Ermittlerin Elma und ihrem Kollegen Sævar, im zweiten berichtet eine namenlose Ich-Erzählerin von dem aufreibenden Leben mit ihrer Tochter. Das Mädchen trägt autistische Züge, und die Mutter scheint mit dem Alltag überfordert.

 

Dabei folgen die sich abwechselnden Erzählstränge unterschiedlichen Zeitebenen: Während Polizistin Elma und ihr Partner nach dem Leichenfund die Untersuchungen erneut aufnehmen und ihrer täglichen Arbeit nachgehen, lässt Eva Björg Ægisdóttir die Ich-Erzählerin im Abstand von mehreren Jahren berichten – zu Beginn ist deren Tochter gerade geboren, im letzten Bericht ist das Mädchen 13 Jahre alt.  

 

Nach und nach entfaltet sich eine erschütternde Geschichte um Mutterliebe, Einsamkeit und Lügen, und erst im letzten Drittel des Buches zeigt sich, dass die Autorin ihre Leserschaft die ganze Zeit auf die falsche Fährte geführt hat.

 

In Verlogen nimmt das Privatleben der Ermittlerin breiteren Raum ein als noch im ersten Teil Verschwiegen, was der Geschichte gut tut und der überaus düsteren Story etwas von ihrer Schwere nimmt – auch wenn Elma mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen hat. 

 

Fazit: Eva Björg Ægisdóttir hat erneut einen finsteren Krimi mit sozialkritischen Anklängen vorgelegt, der lange nachwirkt.  

 

 

Eva Björg Ægisdóttir

Verlogen

Ein Island-Krimi

360 Seiten

Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln

Erscheinungstermin: 07.09.2023



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