30.05.2025
Island setzt auf eine neue Technologie, mit der klimaschädliche Treibhausgase aus der Atmosphäre gesaugt und anschließend dauerhaft im Boden gespeichert werden. Doch nun gibt es die ersten kritischen Stimmen zu dem bisherigen Vorzeigeprojekt.
Schädliche Klimagase einfach aus der Luft filtern. Mit dieser Technik will Island die Klimabilanz verbessern – und sich nebenbei als wichtiger Player in einem Zukunftsbereich etablieren.
Auf der Insel stehen die größten Anlagen, die klimaschädliches CO2 wieder aus der Luft ziehen. Groß im Geschäft: die Schweizer Firma Climeworks, die zusammen mit isländischen Partnern wie Carbfix zwei Anlagen auf der Insel betreibt: Orca und Mammoth.
Mit der Direct Air Capture (DAC) könnten eines Tages mehr Treibhausgasemissionen aus der Luft geblasen werden, als hineingelangt sind, so lautet das Versprechen. Ein nachhaltiges Geschäftsmodell, das sich auch für die Auftraggeber – namhafte Konzerne wie Microsoft, Airbus oder Amazon – rechnen soll.
Doch nun mehren sich kritische Stimmen. Mitte Mai veröffentlichten ein isländische Medienteam einen Bericht in der investigativen Wochenzeitung Heimildin, über die nun auch das Hamburger Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtet. Zuvor hatte bereits die renommierte Neue Zürcher Zeitung Probleme des Schweizer Startups gemeldet.
Demnach stoßen die Anlagen, die doch eigentlich Klimagase einfangen sollen, selbst Treibhausgase aus. Mehr noch: Die gigantischen Sauganlagen holen aktuell weniger CO2 aus der Atmosphäre, als sie ausstoßen – dafür verbrauchen sie laut dem Bericht große Mengen an Strom und Wärme.
So sollte die Anlage Mammoth 36.000 Tonnen CO2 pro Jahr absaugen; tatsächlich waren es in den ersten zehn Betriebsmonaten laut Heimildin jedoch gerade einmal 105 Tonnen. Ob die Zahlen stimmen, lässt sich nicht belegen.
Ziele wohl nicht zu halten
Die ursprünglichen Ziele – bis 2025 ein Prozent des bisher emittierten CO2 zu neutralisieren – dürften aber nicht zu halten sind, wie Der Spiegel berichtet.
So wird das Versprechen zur Hoffnung, die sich bisher nicht erfüllt hat.
Kritische Stimmen warnen schon lange, dass die DAC-Technologie lediglich „ein grünes Etikett“ für klimaschädliche Geschäfte liefere – anstatt Emissionen von vorneherein zu vermeiden.
Doch auch das Nachrichtenmagazin aus Hamburg räumt ein, dass es auch Klima-Fachleute gibt, die davor warnen, die Technik nun in Bausch und Bogen zu verdammen.
Denn: Alle gängigen Klimamodelle gehen davon aus, dass negative Emissionen – also Verfahren wie Climeworks sie nutzt – erzielt werden müssen, um die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen.
Das würde selbst für die – mehr als – optimistische Annahme gelten, dass eine Abkehr von Öl, Gas und Kohle weltweit gelingt.
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