11.12.2022

Preisregen in Reykjavík

In Islands Hauptstadt wurden an diesem Samstag die 35. Europäischen Filmpreise verliehen. Abräumer des Abends war der Schwede Ruben Östlund mit seinem Film Triangle of Sadness. Einen Ehrenpreis gab es für deutsche Regie-Legende Margarethe von Trotta.  

 

Foto der Gewinner des Europäischen Filmpreises in Reykjavík. Bild von European Film Awards / Sebastian Gabsch.
Glanzvolle Gala in der Harpa: Europäischer Filmpreis in Reykjavík. © European Film Awards / Sebastian Gabsch.

 

Reykjavík hat gestern den roten Teppich ausgerollt: Bereits zum 35. Mal wurden an diesem Samstag die Europäischen Filmpreise verliehen. In diesem Jahr übernahm Islands Hauptstadt die Rolle des Gastgebers. 

 

Bei dem Event im Konzert- und Konferenzzentrum Harpa am alten Hafen waren mehr als 700 Gäste aus 43 Ländern zugegen – und konnten einen wahren Preisregen erleben: In 26 Kategorien gab es Auszeichnungen.

 

Großer Abräumer des Abends war der Schwede Ruben Östlund, der für seine Tragikomödie Triangle of Sadness über eine Luxuskreuzfahrt gleich mehrere Preise mit nach Hause nehmen konnte: für die beste Regie, das beste Drehbuch und als bester Film. Und auch Darsteller Zlatko Buric durfte sich über eine Auszeichnung freuen.

 

Als beste Schauspielerin wurde die in Berlin lebende Luxemburgerin Vicky Krieps geehrt, die in dem Historiendrama Corsage die österreichische Kaiserin Sisi verkörpert. In ihrer per Video übertragenen Dankesrede widmete sie den Preis allen Frauen in der Welt, die gesehen und gehört werden wollen.

 

Veranstaltung politisch wie selten zuvor

 

Selten war die Veranstaltung so politisch wie in diesem Jahr. Erstmals wurde ein Preis für Nachhaltigkeit ausgelobt, der von der Europäischen Filmakademie zusammen mit der Weltbank vergeben wird und an eine europäische Institution, ein Unternehmen oder einen Film geht, der „einen herausragenden europäischen Beitrag zur Nachhaltigkeit im Film“ leistet.

 

Die erste Auszeichnung gab es für den Green Deal der Europäischen Kommission; sie wurde von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen persönlich entgegengenommen – wenn auch nur per Live-Schalte.

 

Der Preis für den besten Dokumentarfilm ging an Mariupolois 2 von Regisseur Mantas Kvedaravičius, der bereits 2016 Menschen in der ukrainischen Stadt Mariupol porträtiert hatte und im Frühjahr erneut ins Kriegsgebiet reiste. Nachdem er bei einem Raketenangriff ums Leben gekommen war, wurde der Film von seinen Mitproduzenten fertiggestellt. Den Preis nahm nun seine Tochter entgegen, die eine bewegende Dankesrede hielt.

© European Film Awards / Sigurjon Ragnar, Sebastian Gabsch.

Der Preis für das Lebenswerk ging an Regie-Legende Margarethe von Trotta aus Deutschland. Sie sei eine der führenden Regisseurinnen des europäischen Autorenkinos, begründete die Jury ihre Wahl.

 

Vergeben werden die Preise seit 1988 von der Europäischen Filmakademie, der 4.300 Mitglieder angehören. Die Auszeichnung soll die Aufmerksamkeit auf den europäischen Film und die Kinos in Europa lenken.

 

Die Verleihung findet jedes Jahr im Dezember statt – in ungeraden Jahren in Berlin, wo die Akademie ihren Sitz hat, und in geraden Jahren in einer anderen europäischen Stadt. 2024 soll die Gala erstmals in der Schweiz (Luzern) stattfinden.

 

Gala in Reykjavík mit 2 Jahren Verspätung

 

In Reykjavík sollte die Gala eigentlich bereits vor zwei Jahren stattfinden – doch Corona machte dem Organisationsteam damals einen Strich durch die Rechnung. Umso größer war die Freude beim Icelandic Film Office, in diesem Jahr doch noch den roten Teppich ausrollen zu können.

 

Und so waren unter den Präsentatoren auch zahlreiche Filmschaffende aus Island, darunter Regisseur Baltasar Kormákur (The Deep, Trapped - Gefangen in Island, Katla), Schauspieler Benedikt Erlingsson (Von Menschen und Pferden) und seine Kollegin Halldóra Geirharðsdóttir (Gegen den Strom).

 

Für die musikalische Untermalung sorgten GusGus, die sich passenderweise 1995 während der Dreharbeiten zu einem Kurzfilm gefunden hatten, und auf der After-Show-Party legte Pop-Star Björk auf.

 

Auch die isländische Sängerin kennt sich mit der Filmbranche bestens aus – für ihre Rolle im Musical-Melodram Dancer in the Dark erhielt sie im Jahr 2000 selbst den European Film Award als beste europäische Schauspielerin.


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