03.05.2020

Island ist dem Virus digital auf der Spur

Einen Monat nach dem Start haben fast 40% der Isländerinnen und Isländer die neue Tracking-App Rakning-Covid-19 heruntergeladen - Rekord im weltweiten Vergleich. Doch im Kampf gegen Corona verlassen sich die Behörden lieber auf die manuelle Kontaktverfolgung. 

 

Hand hält Handy. Bild von Jaelynn Castillo auf Unsplash.
Island setzt im Kampf gegen das Virus nicht allein auf die Tracking-App. © Jaelynn Castillo auf Unsplash.

 

Erst durchs Stadtzentrum von Reykjavík, danach eine Fahrt nach Breidholt und später noch zur Tante – Rakning-Covid-19 weiß genau, wer sich wo aufhält.

 

Einen Monat nach dem Start haben bereits 38% der Isländerinnen und Isländer die neue Tracking-App heruntergeladen, die im Kampf gegen das Corona-Virus helfen soll. Das sei der höchste Verbreitungsgrad weltweit, wie die Iceland Review jetzt berichtete.

 

Die App, die auf GPS-Daten basiert, zeichnet die Bewegungsprofile der User auf. Diese werden zwei Wochen lang auf dem Smartphone gespeichert. Das ermöglicht es den Behörden zu ermitteln, wann und wo Infizierte das Virus weitergegeben haben könnten.

 

Die Nutzung der App, die von der isländischen Zivilschutzbehörde und der Gesundheitsdirektion entwickelt wurde, ist freiwillig. Die Daten seien nur für das Tracking-Team zugänglich, wie die Leiterin der Gesundheitsbehörde Alma Möller in einer Pressekonferenz betonte.

 

Nutzen der neuen App ist umstritten

 

Allerdings ist der Nutzen der neuen App umstritten. So stuft Gestur Pálmason vom isländischen Polizeidienst diesen im Vergleich zur manuellen Kontaktverfolgung als eher gering ein. „Die Technik ist mehr oder weniger … ich würde nicht sagen nutzlos“, zitiert ihn die Iceland Review, „aber es ist die Integration der beiden, die zu Ergebnissen führt.“ Ein „Gamechanger“ sei die App nicht.

 

Tatsächlich liegt die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem zufälligen Zusammentreffen beide Personen die App installiert haben, nur bei 14%. Für nachweisbare Erfolge müssten sie mindestens 60% aller Isländer:innen herunterladen.

 

Derzeit gibt es nach Angaben der Iceland Review rund 1.800 bestätigte Corona-Infizierte und zehn Tote. Die Zahlen sind seit einigen Wochen stabil.


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