10.05.2023

Erste Daten zur Walfangsaison 2022 liegen vor

Die isländische Veterinärbehörde hat in dieser Woche Daten zur Walfangsaison 2022 vorgelegt. Ein Drittel der 148  getöteten Tiere verendete nicht sofort. Die zuständige Ministerin spricht von schockierenden Daten und fordert eine Neubewertung des Walfangs.

 

Die Schwanzflosse eines Wals ragt aus dem Meer. Bild von Pascal Mauerhofer auf Unsplash.
Die Jagd auf Wale ist in Island aktuell noch erlaubt, doch jetzt regt sich Widerstand. © Pascal Mauerhofer auf Unsplash.

 

Die isländische Veterinärbehörde Icelandic Food and Veterinary Authority (MAST) hat in dieser Woche Daten zur Jagdkontrolle aus der Walfangsaison 2022 vorgelegt.

 

Nach den am Montag veröffentlichten ersten Zahlen sind im vergangenen Jahr 148 Wale getötet worden, wie das Online-Portal Iceland Review berichtete. Doch rund ein Drittel der getöteten Tiere verendete nicht sofort.

  

Die Veterinärbehörde will mit Hilfe der Daten nun klären, ob die Jagd auf Großwale mit den Zielen des isländischen Tierschutzgesetzes vereinbar ist.

 

Die in Island über Walfang-Lizenzen geregelte Jagd auf Finnwale war im Juni 2022 wieder aufgenommen worden.

 

Nach den neuen Regelungen müssen alle getöteten Tiere bei der Anlandung durch einen Veterinärmediziner des MAST beschaut werden. Zudem wurde die Jagd auf 58 der 148 Tiere durch einen Mitarbeiter der Fischereibehörde von Bord aus mitverfolgt.

      

Beunruhigende Daten zum Walfang

 

Nur 35 Wale verendeten nach der Definition der Internationalen Walfangkommission (International Whaling Commission / IWC) sofort. 36 Wale wurden öfter als einmal mit einer Harpune beschossen.

 

Im Durchschnitt dauerte es 11,5 Minuten, bis die Wale tot waren.

 

Nach Einschätzung der Veterinärbehörde dauert die Tötung bei einem Großteil der Tiere zu lange. Bei einem Wal erfolgte diese erst nach einer Stunde, bei einem anderen Tier sogar erst nach zwei Stunden.

 

Bei zwei Walen waren vier Schüsse notwendig.

 

Die isländische Ministerin für Fischerei, Landwirtschaft und Lebensmittel, Svandís Svavarsdóttir, bezeichnete die Daten als „schockierend“ und forderte eine Neubewertung des Walfangs in Island.

 

Es sei jedoch nicht möglich, die Waljagd in der laufenden Saison zu stoppen.

 

Ministerin: keine rechtliche Grundlage für Walfang-Stopp

 

"Es braucht eine rechtliche Grundlage, um diese Lizenz einzuziehen. Diese rechtliche Grundlage liegt nicht vor", zitierte Iceland Review die Ministerin.

 

Naturschutzverbände fordern, dem Walfangunternehmen Hvalur hf. die Jagdlizenz für 2023 zu entziehen, wie die isländische Online-Zeitung Vísir berichtete. Es ist das einzige isländische Unternehmen, das aktuell Walfang betreibt.

 

Svavarsdóttir hatte bereits im Februar 2023 angedeutet, dass die Regierung zukünftig keine neuen Lizenzen mehr vergeben will.

 

Die jetzt vorliegenden Daten sollen auch dem Fachrat für Tierschutz zur Prüfung vorgelegt werden.

 

Sollte das Gremium zu der Einschätzung gelangen, dass die Jagd auf Großwale nicht mit dem Tierschutzgesetz vereinbar ist, ist laut Iceland Review eine Verordnung der isländischen Regierung erforderlich, um Mindestanforderungen für die Waljagd festzulegen.

 

Allerdings betonte MAST-Leiterin Hrönn Ólína Jörundsdóttir bei der Präsentation der Studie auch, dass bereits heute die besten bekannten Walfang-Methoden angewendet wurden und das Jagdtierschutzgesetz nicht verletzt werde.

 

Noch sind die kompletten Ergebnisse der Studie nicht öffentlich.  

 

Naturschutzverbände kritisieren Walfangunternehmen

 

Die Naturschutzverbände kritisieren indes, dass die Daten erst jetzt vorliegen; Hvalur hf. hatte mehrfach erfolgreich Einwände gegen die im Sommer 2022 gesammelten Daten geltend gemacht und deren Veröffentlichung drei Mal verzögert.

 

Hvalur-Chf Kristián Loftsson hatte unter anderem die Einschätzung zurückgewiesen, dass ein Wal erst dann tot sei, wenn er sich nicht mehr bewege. Tiere könnten sich auch nach ihrem Tod noch regen.

 

Zwei Besatzungsmitglieder eines Walfangschiffes, das für das Unternehmen unterwegs ist, haben derweil Klage gegen die Veterinär- und die Fischereibehörde eingerichtet, wie der nationale Rundfunksender RÚV am Mittwoch berichtete.

 

Demnach sehen die Kläger ihr Recht auf Datenschutz sowie ihre Persönlichkeitsrechte durch die an Bord gefertigten Videoaufnahmen verletzt. 

 

Ein Mitarbeiter der Fischereibehörde hatte den gesamten Jagdvorgang an Bord gefilmt, die Aufnahmen wurden dann später von Fachleuten untersucht. So sehen es die von der Regierung angeordneten neuen Walfang-Regelungen vor.

 

Die beiden Kläger sind in dem Video, das bislang ebenfalls nicht veröffentlicht ist, zu erkennen.

 

Derweil prüft Hvalur hf. laut dem Online-Portal Iceland Review zwei Tötungsmethoden, mit denen die Waljagd effizienter werden soll; so soll durch den Einsatz künstlicher Intelligenz die Treffgenauigkeit von Harpunen verbessert werden.


Ähnliche Beiträge

12.07.2022 | Foto:  Unsplash

Schärfere Regeln für Walfang

Walfänger müssen Tötung künftig per Video dokumentieren. Mehr

05.02.2022 | Foto: Unsplash

Island beendet den Walfang

Ab 2024 wird die Jagd auf die Meeresriesen verboten. Mehr