29.03.2022

Die letzten Wikinger

Mit der Sonderausstellung Die letzten Wikinger fahren in der Hochseefischerei erinnert das Cuxhavener Museum Windstärke 10 an ein Stück deutscher Fischereigeschichte. Der Rundgang zeigt hautnah, wie hart der Alltag der Seeleute auf Fangfahrt nach Island  war. 

 

Schiffsknoten. Bild von Robert Zunikoff auf Unsplash.
Ein hartes Geschäft: Hochseefischerei im Museum "Windstärke 10" © Robert Zunikoff auf Unsplash.

 

Ein Job für harte Kerle. Kein Wunder, dass der Verband der Hochseefischerei den Mythos der Nordmänner bemühte, um Arbeitskräfte für die Atlantik-Trawler anzuwerben: Die letzten Wikinger fahren in der Hochseefischerei lautete der Werbeslogan. 

 

Noch bis zum 30. Oktober 2022 zeigt das Wrack- und Fischereimuseum Windstärke 10 in Cuxhaven unter ebendiesem Titel den harten Alltag der Seeleute. Mit spannenden Exponaten und zahlreichen Fotos wird eine wichtige Episode deutscher Fischereigeschichte – die Zeit von den 1960er bis in die 1990er Jahre – lebendig.

 

Auf dem Rundgang durch die historischen Fischmarkthallen geht es auf Fangfahrt nach Island. Besucher:innen können in der Ausstellung die Abläufe an Bord verfolgen und erleben, wie gefährlich die Arbeit der Fischer war.

 

Wie Bremerhaven war auch Cuxhaven ab 1908 ein wichtiger Standort der Hochseefischerei – mit Hafenbecken, Auktions- und Lagerhallen, Fabrikgebäuden und einem Versandbahnhof. Trawler dominierten den Hafen und das Stadtbild.

 

Anfang der 1960er Jahre befand sich die deutsche Hochseefischerei im Wandel. Da immer mehr Fanggründe überfischt waren, stießen die Schiffe in immer neue Gewässer vor. Ein neuer Schiffstyp machte es möglich: der Heckfänger, bei dem das Netz über den hinteren Teil des Schiffes ins Wasser gelassen wird.

 

Schwimmende Fabriken

 

Das Einholen war dadurch wesentlich einfacher, und es kamen größere Netze zum Einsatz. Noch an Deck wurde der Fang maschinell filetiert und dann in Blöcken tiefgefroren. Bis zu 75 Mann waren jetzt an Bord – eine schwimmende Fabrik.

 

Für die Seeleute hieß das Arbeit im Akkord, essen, schlafen und schon die nächste Schicht. Die Arbeit an Bord der Fangschiffe war lukrativ, aber extrem hart und der Ton an Bord ebenso rau wie das Wetter im Nordatlantik.

 

Doch die modernen Fangtechniken gefährdeten schon bald die Fischbestände. Island erweiterte deshalb als eines der ersten Länder 1958 seine Schutzzone auf zwölf Seemeilen. Es kam zu Auseinandersetzungen zwischen der isländischen Küstenwache und britischen Trawlern, noch heute als erster Kabeljaukrieg bekannt.

 

Das hatte auch für die deutsche Hochseefischerei Folgen. In zahlreichen Fanggebieten durfte nicht mehr gefischt werden; in den übrigen Fangplätzen galten strenge Regeln, um die Fischbestände zu schonen.

 

Als in den 1970er Jahren die 200-Seemeilen-Schutzzonen eingerichtet wurden, gingen die traditionellen Fanggebiete im Atlantik und in der Nordsee endgültig verloren. Das war auch das Ende der deutschen Hochseeflotte. Heute gibt es nicht einmal mehr zehn Hochsee-Trawler in Deutschland. Die Wikingerzeit ist vorüber.

 

 

Die letzten Wikinger fahren in der Hochseefischerei

Sonderausstellung vom 27.02.2022 bis 30.10.2022

Mittwoch bis Sonntag 10:00 bis 17:00 Uhr (letzter Einlass: 16:00 Uhr)

 

Wrack- und Fischereimuseum Windstärke 10

Ohlroggestraße 1

27472 Cuxhaven

Tel.: 04721 / 700 708 50

 

Museum im Web

  


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