31.03.2022

Asche, Lava und Vulkan-Tourismus

Vor 75 Jahren brach im Süden Islands der Vulkan Hekla aus. Die Naturkatastrophe ist im nationalen Gedächtnis bis heute tief verankert. Seit 20 Jahren liegt der Feuerriese im Dämmerschlaf. Doch ein neuer Ausbruch ist jederzeit möglich, warnen Fachleute. 

 

Blick auf den schneebedeckten Gipfel des Vulkans Hekla. Bild von Birgrunar auf Pixabay.
Seit 20 Jahren im Dämmerschlaf: der Vulkan Hekla im Süden Islands. © Birgrunar auf Pixabay.

 

Um 06:40 Uhr bebte die Erde, dann riss der Bergrücken auf. Als der Vulkan Hekla im Süden Islands am 29. März 1947 ausbrach, war das Dröhnen im ganzen Land zu hören.

 

Es war der heftigste Vulkanausbruch in Island im 20. Jahrhundert und die zweitgrößte Eruption weltweit zwischen 1900 und 1970. Zahlreiche isländische Medien erinnerten in den vergangenen Tagen an die Naturkatastrophe, die für viele bis heute gegenwärtig ist.

 

Der Ausbruch kam ohne Vorwarnung. Durch die Eruption wurde Asche bis zu 30 Kilometer hoch in die Erdatmosphäre und bis nach Helsinki geschleudert. In den umliegenden Gebieten lag die Ascheschicht bis zu einem Meter hoch. Elf Höfe in der Umgebung wurden unter Lava und Asche begraben - und bis auf zwei in der Folge aufgegeben.

 

Blauer Dunst verdunkelte die Region – eine toxische Wolke aus Kohlendioxid und schwefliger Säure, der viele Schafe und Vögel zum Opfer fielen., und eine gigantische Flutwelle aus Schmelzwasser ließ den Fluss Ytri-Rangá anschwellen.

 

Rund ein Jahr dauerte das Naturspektakel. Als der Lavastrom im April 1948 endlich versiegte, hatte sich der zähflüssige Gesteinsbrei auf 48 Quadratkilometern ausgebreitet.

 

Vulkan-Tourismus ist kein neues Phänomen

 

Schon damals gab es unzählige Schaulustige, die sich aus der nahegelegenen Hauptstadt auf den Weg gemacht hatten, um das Ereignis hautnah zu erleben. Vulkan-Tourismus wie jüngst beim Fagradallsfjall ist also kein neues Phänomen.  

 

Kein Wunder – ranken sich um den rund 6.600 Jahre alten Vulkan doch zahlreiche Mythen. Im Mittelalter galt die Hekla, ein sog. Zentralvulkan in einem ganzen System von Kraterreihen, als Tor zur Hölle und Ort der Verdammten.

 

Auch heute raten Fachleute von einer Wanderung auf der Hekla ab – wenn auch aus profaneren Gründen: Bis heute ist sie einer der aktivsten Vulkane in Island, der jederzeit ausbrechen kann.

 

Seit 1970 ist der Vulkan alle zehn Jahre erwacht – zuletzt im Jahr 2000, als das gigantische Vulkanfeuer bis nach Reykjavík zu sehen war. Seither herrscht Ruhe. Doch da ein Ausbruch als überfällig gilt, steht der Feuerspucker seit Jahren unter besonderer Beobachtung.

 

Schließlich gelten Vulkane als unberechenbar. Auf Hekla trifft dies allemal zu, liegt ihr Gipfel doch oft hinter Wolken verborgen. Nicht umsonst bedeutet ihr Name die Verhüllte.

 


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