27.12.2021

Das Jahr 2021 in Island

Parlamentswahlen, Corona-Pandemie, Vulkanausbruch - 2021 war auch in Island ein Jahr voller Ereignisse. Wir lassen die vergangenen zwölf Monate Revue passieren und blicken zurück auf die wichtigsten Momente in Politik, Wirtschaft und Kultur. Was war, was bleibt? 

 

Kalenderseite. Bild von Pixabay.
Ein Jahr voller Ereignisse: 2021 in Island. © Pixabay.

 

 

Januar 2021 

 

Island hat wegen der Corona-Krise seine Einreisebestimmungen verschärft. Seit dem 15. Januar 2021 ist eine Doppeltestung an der Grenze mit fünftägiger Quarantäne für alle Einreisenden verpflichtend, und es gibt keine Möglichkeit mehr, eine 14-tägige Quarantäne ohne Test zu wählen. Grund dafür: Eine steigende Zahl von Reisenden hatte sich nicht an die Quarantäne-Regelungen gehalten.

 

Einem 48-jährigen Isländer sind am Edouard Herriot-Krankenhaus in Lyon beide Arme transplantiert worden. Es ist das erste Mal weltweit, dass zwei Arme oberhalb der Schulter angenäht wurden. Der Patient hatte beide Arme vor mehr als 20 Jahren bei einem Arbeitsunfall verloren. An der 14-stündigen Operation war ein Team aus 50 Ärztinnen und Ärzten sowie Krankenhauspersonal beteiligt.

 

 

Februar 2021 

 

Bei dem Versuch, den zweithöchsten Berg der Welt unter Winter-Bedingungen zu erklimmen, ist der isländische Bergsteiger John Snorri Sigurjónsson verunglückt. Der 8611 Meter hohe K2 gilt als einer der gefährlichsten Berge der Welt und größere Herausforderung als der Mount Everest. Die Leichen des Bergsteigers und seiner beiden Begleiter wurden im Juli 2021 gefunden. Der 48-jährige Sigurjónsson war 2017 der erste Isländer, der den K2 und den Lhotse im Himalaya-Gebirge bezwang.

 

Im Rennen um den Literaturpreis des Nordischen Rates 2021 sind auch zwei Bücher aus Island: Um tímann og vatnid (Wasser und Zeit) von Andri Snær Magnason sowie Aðferðir til að lifa af von Guðrún Eva Mínervudóttir. Die seit 1962 vergebene Auszeichnung gilt als wichtigster Literaturpreis in Nordeuropa. Der Preis ging letztlich aber an die grönländische Autorin Niviaq Korneliussen.  

 

 

März 2021 

 

Auf der Halbinsel Reykjanes ist am 19. März 2021 der Vulkan Fagradalsfjall ausgebrochen. Der Vulkan liegt in der Region Geldingadalir nur wenige Kilometer von der Hafenstadt Grindavík und dem internationalen Flughafen Keflavík entfernt. Seit dem Ausbruch, der sich bereits seit einem Jahr durch Tausende Erdbeben angekündigt hatte, öffneten sich immer neue Spalten. Bis heute sind 150 Millionen Kubikmeter Lava ausgeflossen. Mitte Oktober wurde die Warnstufe auf "Orange" gesenkt, da keine Lava mehr ausgetreten ist.  

 

Die isländische Komponistin Hildur Guðnadóttir hat einen Grammy Award für die Filmmusik zur US-amerikanischen Comic-Verfilmung The Joker erhalten. Schon 2020 war ihr Soundtrack zur Mini-Serie Chernobyl über die Reaktor-Katastrophe von 1986 ausgezeichnet worden. Die Musikpreise werden seit 1959 von der Recording Academy in Los Angeles verliehen. Die Verleihung 2021 fand virtuell statt.

 

 

Fotos: Nordischer Rat (1), Unsplash (2 und 3)

 

 

April 2021

 

Der isländische Zeichentrickfilm Yes People (Já-fólkið) von Regisseur Gísli Darri Halldórsson ist im Rennen um einen Oscar in der Kategorie „Bester Kurztrickfilm“. Gezeigt wird der Alltag in einem Mietshaus. Das Drehbuch des Films enthält nur ein einziges Wort: “já”. Eine schöne Anerkennung für Halldórsson, der in England, Irland, Deutschland und Island arbeitet. Der Preis geht am Ende jedoch an Will McCormack und Michael Govier für den animierten Kurzfilm If Anything Happens I Love You über ein trauerndes Elternpaar. Die Verleihung war wegen der Pandemie vom Februar auf den 25. April 2021 verlegt worden.

 

 

Mai 2021 

 

Beim Treffen des Arktischen Rates in Reykjavík am 20. Mai 2021 haben die Anrainer-Staaten erstmals einen strategischen Aktionsplan verabschiedet. Island, das sich während seiner zweijährigen Amtszeit für einen besseren Schutz der Arktis vor Klimawandel und Meeresverschmutzung eingesetzt hatte, gab den Ratsvorsitz an Russland ab. Am Rande des Gipfels kamen US-Außenminister Antony Blinken und sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow in Reykjavík zu ihrem ersten Treffen zusammen.

 

 

Juni 2021 

 

Die neue Fluggesellschaft Play hat am 24. Juni 2021 ihren Betrieb aufgenommen. Die Fluglinie will zunächst sieben Ziele in Europa ansteuern: neben Berlin und London sind dies Alicante, Barcelona und Teneriffa in Spanien sowie Paris und Kopenhagen. Zum Start der neuen Flugverbindung Berlin-Reykjavík heben vier Flüge pro Woche ab.

 

Angesichts niedriger Fallzahlen hat die isländische Regierung ab dem 26. Juni 2021 alle noch bestehenden Corona-Beschränkungen im Land aufgehoben. Die Corona-Zahlen waren zuletzt deutlich zurückgegangen, und es wurde kein neuer Krankheitsfall gemeldet. Bereits Mitte Juni hatte die Regierung weitgehende Lockerungen beschlossen.

 

Auf der US-Streamingplattform Netflix startete am 17. Juni 2021 die erste in Island produzierte Serie. In dem Mehrteiler Katla fördert ein Vulkanausbruch im Süden der Insel Schreckliches aus der Vorzeit zutage. Regie führte Baltasar Kormákur, der sich in den vergangenen Jahren mit internationalen Co-Produktionen wie The Deep (2012) und Everest (2015) einen Namen gemacht hat. 

 

 

Fotos: Unsplash (1 und 2), Lilja Jonsdóttir / Netflix (3)

 

 

Juli 2021 

 

Island hat am 6. Juli 2021 für ein Jahr den Vorsitz der Europäischen Freihandelszone (EFTA) übernommen. Dem 1959 gegründeten Freihandelsverband gehören auch Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz an. Nur zwei Tage nach dem Stabwechsel unterzeichneten die EFTA-Mitglieder in London ein Freihandelsabkommen mit Großbritannien, das nach dem Brexit den Warenverkehr erleichtern soll. 

 

Seit dem 25. Juli 2021 gelten in Island neue Corona-Auflagen. So müssen Bars und Clubs um Mitternacht schließen, bei Veranstaltungen sind dann maximal 200 Teilnehmer erlaubt. Neben den Abstandsregeln gilt bei Konzerten, im Theater und bei Sportveranstaltungen wieder eine Maskenpflicht. Grund für den Kurswechsel sind die steigenden Corona-Fallzahlen.

 

Bei den 74. Internationalen Filmfestspielen, die vom 6. bis zum 17. Juli 2021 in Cannes stattfanden, hat der isländische Mystery-Horrorfilm Dýrið mit Schauspielstar Noomi Rapace den Preis für Originalität gewonnen. Das Drehbuch schrieb Regisseur Valdimir Jóhannsson, der zuvor als Techniker für Hollywood-Produktionen wie Game of Thrones oder Oblivion mit Tom Cruise arbeitete, gemeinsam mit Islands Kultautor Sjón. In Deutschland kommt der Film Anfang Januar 2022 in die Kinos.

 

 

August 2021

 

Mit der Asphaltierung eines 15 Kilometer langen Straßenabschnittes nach Borgarfjörður Eystri ist das letzte Dorf in Ostisland an das Straßennetz angeschlossen worden. In dem Ort leben 98 Menschen; es gibt dort ein Café, ein Hotel und eine Fischfabrik. Die Kosten für das Bauprojekt belaufen sich auf 666 Millionen Isländische Kronen (4,47 Mio. Euro).

 

 

September 2021 

 

Bei den Parlamentswahlen am 25. September 2021 hat die bisherige Regierungskoalition ihre Mehrheit behauptet. Während die Links-Grüne Bewegung von Premierministerin Katrín Jakobsdóttir Verluste hinnehmen musste, gingen die bäuerlich-liberale Fortschrittspartei und die konservative Unabhängigkeitspartei gestärkt aus der Abstimmung hervor.

 

Die weltweit größte Anlage zur CO2-Speicherung geht nach 15-monatiger Bauzeit in Hellisheiði im Südwesten Islands in Betrieb. Orca soll klimaschädliches Kohlendioxid aus der Luft filtern und in der Erde speichern. Bei Vollauslastung soll die Anlage pro Jahr 4.000 Tonnen CO2 der Atmosphäre entziehen. Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt der Schweizer Firma Climeworks und des isländischen Unternehmens Carbfix

 

 

Fotos: EFTA Secretariat (1), Screenshot Youtube (2), Pixabay (3)

 

 

Oktober 2021 

 

Vom 14. bis zum 17. Oktober 2021 diskutierten in Reykjavík rund 1.200 Teilnehmende aus mehr als 50 Ländern, wie die Arktis besser geschützt werden kann. Der Arctic Circle, der 2013 unter anderem vom früheren isländischen Präsidenten Ólafur Ragnar Grímsson gegründet wurde, ist das weltweit größte Netzwerk für den internationalen Dialog über die Nordpolregion. Das Sekretariat hat seinen Sitz in Islands Hauptstadt Reykjavík.

 

Island hat angekündigt, bis Mitte November 2021 die letzten Corona-Beschränkungen aufzuheben. In zwei Schritten sollen bis zum 18. November alle Maßnahmen entfallen. Der Zeitplan steht unter dem Vorbehalt, dass sich die Corona-Lage nicht verschlechtert. Mit der neuerlichen Exit-Strategie folgt Island dem Beispiel der anderen Nord-Länder, die noch geltende Beschränkungen bereits im September aufgehoben hatten. 

 

 

November 2021 

 

Island hat eine neue Regierung. Die bisherigen Bündnispartner - die Unabhängigkeitspartei, die Fortschrittspartei und die Links-Grüne Bewegung - haben einen Koalitionsvertrag unterzeichnet. Trotz deutlicher Stimmverluste ihrer Partei bei den Wahlen geht das Amt der Premierministerin erneut an Katrín Jakobsdóttir. Bei Ressortverteilung und -zuschnitt gab es weitreichende Änderungen.

 

Angesichts steigender Fallzahlen hat Island die Corona-Maßnahmen erneut verschärft. Das eigentlich für den 19. November 2021 in Aussicht gestellte Ende aller Einschränkungen ist damit hinfällig. Islands Gesundheitsministerin Svandís Svavarsdóttir folgte damit einem Appell des Chefepidemiologen Þórólfur Guðnason, der vor der schwersten Welle seit Beginn der Corona-Krise warnte.

 

 

Dezember 2021 

 

Island will Kinder im Alter von 5 bis 11 Jahren gegen das Corona-Virus impfen. Der isländische Chefepidemiologe berief sich bei seiner Entscheidung auf die EU-Gesundheitsbehörde. Covid-19 könne auch in dieser Altersgruppe schwerwiegende Erkrankungen verursachen; zudem werde das Infektionsrisiko in der Bevölkerung gesenkt, wenn auch Kinder geimpft seien. Die Impfungen, die voraussichtlich in der Schule erfolgen sollen, sind für Anfang 2022 geplant. 

 

 

Fotos: Arctic Circle (1), Pixabay (2 und 3)



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