26.02.2022

Stromfresser Industrie

Islands Energie ist günstig. Das lockt immer mehr internationale Konzerne auf die Insel. Der Großteil des erzeugten Stroms fließt inzwischen an Großabnehmer wie die Aluminiumindustrie und Datenzentren. Isländische Privathaushalte haben das Nachsehen. 

 

Stromschnellen in Island. Bild von Martin Jernberg auf Unsplash.
Energie im Überfluss- und trotzdem drohen in Island Engpässe. © Martin Jernberg auf Unsplash.

 

Islands größter Stromfresser ist die Industrie. Großabnehmer verbrauchten im Jahr 2020 rund 78% des auf der Insel produzierten Stroms, wie die Tageszeitung Morgunblaðið jetzt unter Berufung auf die Nationale Energiebehörde berichtete.  

 

Der größte Anteil am Stromverbrauch entfiel dabei auf die Metallindustrie (94%), zu der die Aluminiumbranche zählt. Die restlichen 6% des Stroms flossen an Rechenzentren.

 

Die privaten Haushalte verbrauchten dagegen weniger als fünf Prozent des in Island erzeugten Stroms, nämlich 879 Gigawattstunden (GWh). Eine Gigawattstunde entspricht einer Million Kilowattstunden.

 

Weitere fünf Prozent der bereitgestellten Energie (1,010 GWh) gingen durch Netzverluste im Stromnetz verloren, so Morgunblaðið weiter. Die Übertragungsverluste seien umso höher, je stärker die Energieversorgung an Kapazitätsgrenzen stoße, zitierte die Zeitung das Ministerium für Umwelt, Energie und Klima.

 

Der gesamte isländische Stromverbrauch belief sich im Jahr 2020 auf 19,127 Gigawattstunden. 

 

Industrie profitiert vom günstigen Strom

 

Dank Erdwärme, Wind- und Wasserkraft ist Strom in Island besonders günstig. Davon profitiert insbesondere die energieintensive Industrie.

 

So gehört Island zu den größten Aluminiumproduzenten der Welt. Im vergangenen Jahr produzierte es laut dem Statistik-Portal Statista rund 0,9 Millionen Tonnen Aluminium. Der Rohstoff dafür – Bauxit – wird eigens aus Australien und Brasilien nach Island transportiert, um hier billig Aluminium herzustellen.

 

In den vergangenen Jahren haben sich zudem immer mehr Rechenzentren in Island angesiedelt, um den günstigen Strom zu nutzen, darunter sog. Miner.

 

Unter Mining wird die Herstellung von Bitcoins verstanden. Um die digitale Währung zu erzeugen, sind komplexe Rechenoperationen erforderlich, die viel Strom verbrauchen.

 

Die IT-Branche ist neben der Fischerei und dem Tourismus heute der wichtigste Wirtschaftszweig des Landes. Isländische Regierungen haben die Ansiedlung der Datenzentren in der Vergangenheit massiv gefördert.

 

Stromproduktion stößt an Grenzen

 

Doch inzwischen stößt Island bei der Stromproduktion an Grenzen. 2018 verbrauchten Mining-Farmen erstmals mehr Strom als die rund 370.000 Einwohnerinnen und Einwohner in ihren Haushalten.

 

Erst im Dezember 2021 hatte der staatliche Energieversorger Landsvirkjun Minern die Stromversorgung gekürzt. Neue Anträge für Mining-Aktivitäten sollen vorerst nicht genehmigt werden.

 

Um die Kapazitäten im Strom-Verteilernetz zu erhöhen, investiere der isländische Energieversorger Landsnet in die Netzinfrastruktur und leistungsfähigere Stromleitungen, hieß es laut Morgunblaðið aus dem Ministerium für Umwelt, Energie und Klima.

 

Eine im Januar eingesetzte Arbeitsgruppe untersucht aktuell die Sicherheit der Stromversorgung im Land und soll bereits im März einen entsprechenden Verordnungsentwurf vorlegen.


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