29.05.2024
In Island beginnt der Sommer bereits im April und wird von den Menschen auf der Insel gebührend begrüßt. Selbst frostige Nächte können den Isländerinnen und Isländern die Feierlaune nicht verderben. T-Shirt-Wetter ist schließlich nur eine Frage der Einstellung.
Sommeranfang im April? Sicher, dass nicht die Sommerzeit gemeint ist, wenn die Uhren umgestellt werden?
Keineswegs: Während der kalendarische Sommer in Deutschland und im restlichen Europa am 21. Juni beginnt, fällt der „erste Tag des Sommers“ in Island auf ein Datum, bei dem viele hierzulande gerne noch einmal die Heizung aufdrehen. Seit 1921 ist der Donnerstag nach dem 18. April in Island ein gesetzlicher Feiertag, den es nur im hohen Norden gibt: Sumardagurinn fyrsti.
In einem Land, in dem die dunkle Jahreszeit derart grimmig ist, dass sie über Generationen einem Kampf ums Überleben gleichkam, wurde in Wintern gerechnet und nicht in Jahren. Und der erste Sommertag hieß, dass die harten Monate überstanden waren. Die Zugvögel kehrten zurück, die Natur erwachte, das Vieh konnte die Ställe verlassen. Wenn das kein Grund zum Feiern ist.
In früheren Zeiten begingen die Menschen den Tag mit einem Fest, das oft andachtsvoller war als Heiligabend. Die Bauern ruhten von ihrer schweren Arbeit aus, und die Kinder durften mit den Freunden vom Nachbarhof spielen. Selbst Geschenke für die Lieben gab es im Sommer, bevor die Tradition der Weihnachtsgeschenke auch auf dem abgelegenen Eiland Einzug hielt.
Noch heute sind die Schulen am ersten Sommertag des Jahres geschlossen, und auch viele Geschäfte bleiben zu. Fast überall gibt es Familienfeste: Konzerte, Märkte und Veranstaltungen, und bei gutem Wetter zieht es die Menschen in die Natur.
Bekanntlich macht eine Schwalbe noch keinen Sommer. Doch für die Isländerinnen und Isländer sind Temperaturen im (unteren) einstelligen Bereich kein Grund, sich die Feierlaune verderben zu lassen.
Schlechtes Wetter gibt es nicht
Denn der isländische Volksglaube besagt, dass nur dann ein besonders schöner Sommer zu erwarten ist, wenn in der Nacht zum ersten Sommertag Winter und Sommer „zusammenfrieren“, es also nachts noch einmal Frost gibt.
Ein guter Sommer – das bedeutete in früheren Zeiten vor allem, dass die Tiere genug zu fressen hatten, viel Fleisch und Milch lieferten und die Ernte reich war. Beste Voraussetzung: ein kühler, verregneter Sommeranfang – und Wärme und Trockenheit bei Erntebeginn.
Die arktischen Sommer sind relativ mild und trocken. Am wärmsten ist es in Island in der Zeit von Mitte Juni bis Mitte September. Die Temperatur steigt über 10°C, aber erreicht nur selten 20°C. Im Tiefland können die wärmsten Tage bis zu 25°C betragen, aber das passiert nur ein paar Mal im Jahr.
Doch natürlich tragen die Menschen leichtere Kleidung, sobald der Sommer begonnen hat. T-Shirt-Wetter ist schließlich eine Frage der Einstellung.
Und in einem sind sich die Isländerinnen und Isländer einig: Schlechtes Wetter gibt es nicht – nur verschiedene Arten von gutem.
Wir wünschen Ihnen einen schönen Sommer. Gleðilegt sumar!