30.07.2023

Islands Heringsmädchen geehrt

Islands Weg in die Moderne begann an den Küsten. Es waren vor allem junge Frauen, die das isländische Wirtschaftswunder zu Beginn des 20. Jahrhunderts möglich machten. Seit diesem Wochenende erinnert ein Denkmal in Siglufjörður an die sog. Heringsmädchen.

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Schiffe im Hafen auf Island. Bild von Hari Nandakumar auf Unsplash.
An den Küsten begann das isländische Wirtschaftswunder. © Hari Nandakumar auf Unsplash.

 

Islands Weg in die Moderne begann an den Küsten, und es waren junge Frauen in den Fischfabriken, die in Akkordarbeit dafür sorgten, dass der Inselnation die wirtschaftliche Aufholjagd gelang. Seit diesem Wochenende erinnert in Siglufjörður ein Denkmal an die Heringsmädchen.

 

Die Figurengruppe des isländischen Künstlers Arthur Ragnarsson aus witterungsbeständigem Spezialstahl, die von Premierministerin Katrín Jakobsdóttir enthüllt wurde, hat ihren Platz auf einem eigens angelegten Holzsteg vor dem Heringsmuseums gefunden – dort wo einst junge Frauen aus ganz Island im Akkord Fische ausnahmen.

 

Jubiläum der Hering-Ära

 

2023 jährt sich der Beginn der Hering-Ära zum 120. Mal – und welcher Zeitpunkt könnte für die Ehrung besser geeignet sein.

 

Es waren Norweger, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Norden Islands den ersten Hering fingen, und bald entstanden überall entlang der isländischen Küste Häfen und Fischfabriken. 400 Fischerboote waren allein in Siglufjörður registriert.

 

Es herrschte Goldgräberstimmung, und Spekulanten machten mit dem Silber des Meeres Vermögen. Zehntausende fanden Arbeit: auf Fangschiffen, in Heringsfabriken oder an den Einsalz-Stationen.

Mehr erfahren:

 

3-D-Modell der Figurengruppe

auf der Website des isländischen Künstlers Arthur Ragnarsson

 

© Arthur Ragnarsson


Aus ganz Island kamen junge Frauen, um sich in den Sommermonaten ein Zubrot zu verdienen. Die Arbeitsbedingungen waren hart. War ein Fang besonders ertragreich, dauerten die Schichten schon einmal 24 Stunden und länger.

 

Bezahlt wurden die Arbeiterinnen nicht pro Stunde, sondern pro Fass, wie die Direktorin des Heringsmuseums, Anita Elefsen, in der Online-Ausgabe der Tageszeitung Morgunblaðið jetzt berichtete.

 

"Wichtiger Teil unserer Geschichte"

 

Doch die Frauen hätten rasch verstanden, wie wichtig ihre Arbeit ist. Selbstbewusst forderten sie mehr Lohn und gründeten schon bald erste Gewerkschaften. 1925 traten sie sogar in den Streik.

 

„Sie haben den Weg für Frauen in der isländischen Arbeitswelt geebnet“, ist die Museumsdirektorin überzeugt. „Die Heringsmädchen sind ein wichtiger Teil unserer Geschichte.“

 

Die eindrucksvolle Skulptur, die an die Geschichte der Heringsmädchen erinnert, ist in einem ungewöhnlichen Arbeitsprozess vor Ort entstanden, den Arthur Ragnarsson auf seiner Website dokumentiert hat.

 

Das Projekt wird von der isländischen Regierung mit 15 Millionen Isländischen Kronen gefördert. 


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