19.05.2022

Islands Chefepidemiologe geht

In der Corona-Pandemie kämpfte der isländische Chefepidemiologe Þórólfur Guðnason an vorderster Front. Nun kündigte Islands oberster Krisenmanager an, in den Ruhestand zu gehen. Sein Rückzug bedeute aber keineswegs, dass die Gefahr schon vorüber sei. 

 

Mehrere Spritzen liegen nebeneinander. Bild von Vanessa auf Pixabay.
In Island sind inzwischen 77% der Menschen vollständig geimpft. © Vanessa auf Pixabay

 

Er war das Gesicht der Corona-Zeit. Nun geht Islands Chef-Epidemiologe Þórólfur Guðnason in den Ruhestand.

 

„Es sei Zeit, aufzuhören“, zitierte ihn der Rundfunksender RÚV. Er werde im kommenden Jahr 70 und Island stehe im Hinblick auf die Corona-Pandemie aktuell gut da, begründete er seine Entscheidung.

 

Sein Rückzug bedeute allerdings nicht, dass die Pandemie vorbei sei, betonte Þórólfur Guðnason.

 

2015 war der Mediziner zum isländischen Chef-Epidemiologen ernannt worden – eine Aufgabe, die zum damaligen Zeitpunkt wenig im öffentlichen Fokus stand. Heute zählt Islands oberster Pandemie-Manager zu den bekanntesten Personen des Landes.

 

Rückblickend bedauere er nur wenige Entscheidungen während der Pandemie. „Wir haben mit Informationen in Echtzeit gearbeitet. Es gibt zahlreiche Dinge, die man gerne anders gemacht hätte, aber ich denke, wir können stolz auf unsere Arbeit sein.“  

 

Das Corona-Virus sei indes nicht das einzige Risiko. Eine Pandemie könne jederzeit auftreten, und es sei schwer vorherzusagen, in welcher Form und wann diese auftrete, so Þórólfur Guðnason. 

 

Während der Corona-Phase habe er die Solidarität sehr geschätzt, in Island und in Europa. „Es gab zahlreiche kritische Stimmen, manche professionell, andere unprofessionell. Ich habe nur erstere an mich herangelassen.“

 

Island verfolgte frühzeitig eine Exit-Strategie

 

Island hatte Ende Februar alle noch bestehenden Corona-Regelungen aufgehoben. Versammlungsverbote entfielen damit, und auch eine Maskenpflicht besteht seither nicht mehr.

 

Der kleine Inselstaat hatte in der Pandemie frühzeitig auf eine Exit-Strategie gesetzt und war damit dem Beispiel der anderen nordischen Länder gefolgt.

 

Bereits im Frühsommer 2021 wollte die Regierung alle Corona-Beschränkungen beenden, musste dann aber wegen steigender Fallzahlen zurückrudern. Auch im zweiten Anlauf verhinderten steigende Inzidenzen im November das Ende der Pandemie-Maßnahmen.

 

Inzwischen haben laut der offiziellen Website covid.is 77% der isländischen Bevölkerung vollständigen Impfschutz (Stand: 19.05.2022). Mehr als 310.000 Personen sind mindestens einmal geimpft.

 

Die 14-Tage-Inzidenz, also die Zahl neuer Corona-Infektionen pro 100.000 Einwohner:innen, liegt derzeit bei 296,9. Neun Personen befinden sich im Krankenhaus.