02.06.2024

Halla Tómasdóttir gewinnt Präsidentschaftswahl

Islands neue Präsidentin heißt Halla Tómasdóttir. Die 55-Jährige ist die zweite Frau an der Staatsspitze. Bei der Wahl an diesem Samstag setzte sich die Unternehmerin überraschend deutlich gegen die frühere Premierministerin Katrín Jakobsdóttir durch. 

 

Islands Präsidentensitz Bessastaðir. Bild von Freysteinn G. Jonsson auf Unsplash.
Halla Tómasdóttir gewinnt Präsidentschaftswahlen. © Freysteinn G. Jonsson auf Unsplash.

Zum zweiten Mal in der Geschichte des Landes steht eine Frau an der Spitze Islands: Unternehmerin Halla Tómasdóttir konnte sich im Rennen um die Präsidentschaft klar durchsetzen.

 

Bei der Wahl am Samstag kam die Ökonomin laut dem nationalen Rundfunksender RÚV auf 34,3 Prozent der Stimmen.

 

Die frühere Premierministerin Katrín Jakobsdóttir, die ihren Posten Anfang April niedergelegt hatte, um zu kandidieren, kam auf den zweiten Platz; sie erhielt 25,2 Prozent der abgegebenen Stimmen.

 

Auf den Plätzen 3 bis 6 liegen die Leiterin der isländischen Energiebehörde, Halla Hrund Logadóttir (15,1%), Comedian Jón Gnarr (10,5%), der Politikprofessor Baldur Þórhallsson (8,3%) sowie Arnar Þór Jónsson (5,2%), Anwalt am Obersten Gerichtshof.

 

Ex-Premierministerin gratuliert Tómasdóttir

 

Die anderen sechs Bewerber:innen blieben bei Werten unter einem Prozent.

 

Die Wahlbeteiligung lag laut der Online-Ausgabe des Nachrichtenmagazins Iceland Review bei 78,83 Prozent; dies sei die höchste Beteiligung bei Präsidentschaftswahlen seit dem Jahr 1996.

 

In jüngsten Umfragen hatte Ex-Regierungschefin Jakobsdóttir zeitweise an erster Stelle gelegen. Laut RÚV hatte die langjährige Vorsitzende der Links-Grünen Bewegung die meisten Stimmen in der Hauptstadtregion geholt (27,9% in Reykjavík Nord, 28,8% in Reykjavík Süd und 25% im Südwesten). Doch für den Sieg reichte es nicht.

 

Noch in der Nacht räumte Katrín Jakobsdóttir ihre Niederlage ein und gratulierte Halla Tómasdóttir: „Ich weiß, dass sie eine gute Präsidentin sein wird.“


29.05.2024 | © Sigurgeir Sigurjónsson

Am 1. Juni 2024 wählt Island einen neuen Präsidenten. Amtsinhaber Guðni Th. Jóhannesson tritt nicht mehr an. Viele werden den Abschied bedauern. Denn der Quereinsteiger hat sich in den vergangenen Jahren jede Menge Respekt erarbeitet. Mehr



Halla Tómasdóttir tritt ihren Posten am 1. August 2024 an. Der bisherige Präsident Guðni Th. Jóhannesson, der seit 2016 im Amt war, hatte nicht erneut kandidiert. Seine Amtszeit endet am 31. Juli 2024.

 

Die 55-jährige Mutter von zwei Kindern, die in Reykjavík geboren ist, war bereits bei den Präsidentschaftswahlen 2016 angetreten, musste sich damals aber dem parteilosen Historiker geschlagen geben.

 

Die Wirtschaftswissenschaftlerin arbeitete in der Vergangenheit im Personalbereich und Management großer internationaler Unternehmen, unter anderem für die Konzerne Mars und PepsiCo in den USA sowie für Firmen in Großbritannien und in Dänemark.


2006/7 war sie Hauptgeschäftsführerin der Isländischen Handelskammer (Viðskiptaráð Íslands).

 

2007 gründete sie mit einer Partnerin die Finanz- und Investmentgesellschaft Auður Capital, die sich zum Ziel gesetzt hatte, „weibliche Werte“ im Finanzsektor einzubringen und in nachhaltige Projekte zu investieren. Dafür erhielt das Unternehmen 2009 einen Preis.

 

Enges Rennen vorhergesagt

 

Politische Beobachter:innen hatten angesichts der jüngsten Umfragewerte ein enges Rennen vorherhergesagt. Halla Tómasdóttir konnte sich dann allerdings überraschend deutlich gegen ihre Konkurrenz durchsetzen.

 

Sie sei überzeugt, dass die Menschen sehr daran interessiert seien, daran teilzuhaben, die Zukunft zu gestalten, sagte sie noch in der Wahlnacht. „Ich denke, die Menschen wollen diskutieren, wie unsere Gesellschaft aussehen soll, und sich beteiligen.“

 

Im Wahlkampf hatte sie angekündigt, wie schon nach der Finanzkrise 2009 erneut eine Nationalversammlung einzuberufen, um mit den Menschen zu diskutieren, ob die grundlegenden gesellschaftlichen Werte fortgeschrieben werden müssten.

 

Bessastaðir (der Präsidentensitz) könne der Hort dieser Werte werden, eine Art Kompass bieten und ein Platz sein, von dem aus Themen langfristig in den Blick genommen werden, die das ganze Land betreffen, so Tómasdóttir.


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