16.11.2020

Arbeitslosigkeit höher als in Finanzkrise

Infolge der Corona-Krise ist die Zahl der Arbeitslosen in Island auf 9,9% gestiegen. Der Negativrekord markiert das Ende einer langen wirtschaftlichen Erholung nach der Finanzkrise 2008. Ein Grund ist der Einbruch des für die Wirtschaft so wichtigen Tourismussektors.

 

Aufgedockte Boote im Hafen. Bild von KarinKarin auf Pixabay.
Auch im Hafen ruht die Arbeit. Bild von KarinKarin auf Pixabay.

 

Die Arbeitslosigkeit in Island lag im Oktober bei 9,9%, wie aus dem Monatsbericht der nationalen Arbeitsagentur (ASÍ) hervorgeht. Damit sind mehr Menschen arbeitslos als auf dem Höhepunkt der Finanzkrise in den Jahren 2008 bis 2011.

 

Die Experten gehen zudem davon aus, dass die Arbeitslosenrate voraussichtlich noch bis zum Jahr 2022 über 6,9% liegen wird. Grund ist der Wirtschaftseinbruch infolge der Corona-Krise, die insbesondere den wichtigen Tourismussektor stark getroffen hat.

  • Am höchsten ist die Arbeitslosenrate in der Region Suðurnes im Südwesten des Landes. Dort lag sie im Oktober bei 21,2%.
  • Besonders betroffen sind zudem Ausländerinnen und Ausländer, bei denen die Arbeitslosenquote bei 41% liegt; dabei machen sie nur 14% der Bevölkerung im Land aus.

Zum Vergleich: Im 4. Quartal 2019 lag die Arbeitslosenquote in Island nur bei 3,3% – eine der niedrigsten Raten in Europa.

 

Island hat traditionell sehr niedrige Arbeitslosigkeit

 

Schon vor der Finanzkrise 2008 war es das Land mit der geringsten Arbeitslosigkeit. So waren im Jahr 2000 nur 2,3% der Erwerbsfähigen ohne Job, während die Quote in der Eurozone bei 8,9% lag. Nach der Rezession erholte sich Island erstaunlich schnell.

 

Die 356.000 Einwohner:innen sind nach Einschätzung von Fachleuten relativ flexibel und mobil, was ein Grund für die bis dato niedrige Arbeitslosigkeit gewesen sein dürfte. Nach der Krise verließen viele das Land, um einen Job im Ausland anzunehmen.

 

War traditionell die Fischerei der wichtigste Wirtschafssektor, sorgte seit der Finanzkrise vor allem der Tourismus für neue Jobs. Mit der Corona-Krise ist dieser Boom erst einmal vorüber.


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