14.09.2025
Die Nordischen Filmtage Lübeck haben sich ganz dem nordischen Kino verschrieben. In diesem Jahr verspricht die Retrospektive besondere Entdeckungen – etwa das schillernde Werk der früh verstorbenen isländischen Avantgarde-Künstlerin Róska Óskarsdóttir.
Mehr als 180 Filme, zehn Programmsektionen und jede Menge Überraschungen: Das versprechen die 67. Nordischen Filmtage Lübeck. Vom 5. bis 9. November 2025 dreht sich in der Hansestadt wieder alles um das nordische Kino.
Die Filmtage sind das einzige Festival auf dem Festland, das sich ausschließlich Filmen aus Nord- und Nordosteuropa widmet. Das Highlight in diesem Jahr: die Retrospektive Lichtmagie und Farbenzauber, die dem Einfluss von Malerei auf den nordischen Film nachgeht.
Zu sehen ist unter anderem der Film Soley von Regisseurin und Drehbuchautorin Róska Óskarsdóttir aus dem Jahr 1982. Die Geschichte, die im düsteren 18. Jahrhundert angesiedelt ist, erzählt von einem jungen isländischen Bauern, dessen Pferde verschwunden sind – Symbol für seine Unabhängigkeit.
Als ein dänischer Kirchenvertreter kommt, um eine Schuld einzutreiben, flüchtet der junge Mann, dargestellt von Rúnar Guðbrandsson. Auf der Suche nach seinen Tieren und der Freiheit, durchstreift der Protagonist die unbewohnte Ödnis im bergigen Inselinnern.
In einem mysteriösen Land trifft er das Elfen-Mädchen Sóley (dargestellt von Tina Hagedorn Olsen), die ihm zur Seite steht.
Eine radikale Künstlerin
Die Malerin, Fotografin, Drehbuchautorin und Regisseurin Róska Óskarsdóttir, 1940 als Ragnhildur in Island geboren, gehörte zu der Generation radikaler europäischer Künstlerinnen und Künstler, die die Grenzen zwischen Leben und Kunst auflösen wollten, gegen künstlerischen Standesdünkel, politische Selbstgefälligkeit und Stimmungsmache kämpften.
In ihrem vielschichtigen Werk verfolgte sie früh einen crossmedialen Ansatz, was auch das Nordische Filmfestival würdigt. Róska Óskarsdóttir habe über ihre intermediale Arbeit zur Spielfilmregie gefunden, heißt es in der Ankündigung der Veranstalter.
Das Thema ihres Lebens sei die ständige Rebellion, wie sie selbst es 1978 in einem Artikel beschrieb. Schwerpunkt ihrer Arbeit war die Lage von Frauen in der männlich dominierten Welt. Mit ihrem Werk inspirierte sie nicht nur zu Lebzeiten viele Künstlerinnen und Künstler, sondern prägte auch spätere Generationen.
Nach einem Unfall in ihrer Jugend, der einen epileptischen Anfall auslöste, suchte Róska Óskarsdóttir in halb Europa nach Linderung.
Aufgrund der chronischen Erkrankung und ihrer Drogenabhängigkeit nahm ihr Leben eine zunehmend tragische Wendung. Nachdem sie die meiste Zeit ihres Lebens in Rom verbracht hatte, starb sie 1996 – mit gerade einmal 46 Jahren – in ihrer Heimatstadt Reykjavík.
Beim Nordischen Filmfestival Lübeck ist diese Avantgarde-Künstlerin wiederzuentdecken.
Und das Beste: Viele Filme sind auch in diesem Jahr wieder im Stream zu sehen – ganz gemütlich vom heimischen Sofa aus!