16.03.2024

Im Sumpf der Gesetzlosigkeit

Im zweiten Band Blutrot von Krimiautorin Lilja Sigurðardóttir begegnen wir erneut der privaten Finanzermittlerin Áróra. Nachdem sie im ersten Teil der Reihe in einem sehr persönlichen Fall recherchierte, hat sie es nun mit einer rätselhaften Entführung zu tun. 

 

Ein Koffer steht neben einem Bett. Bild von Taylor Beach auf Unsplash.
Ein Koffer voller Geld steht im Zentrum des Thrillers "Blutrot". © Taylor Beach auf Unsplash.

Der Brief lag auf dem Küchentisch. Wenige Zeilen nur; doch die genügen, um Unternehmer Flosi zu überzeugen: Die Entführer meinen es ernst. Zwei Millionen Euro verlangen sie, dann wird seiner Frau nichts geschehen.

 

Eine Summe, die der Firmenchef nur bezahlen kann, weil er große Mengen an Schwarzgeld am isländischen Fiskus vorbei gehortet hat. Geld, das Áróra für ihn aus dem Ausland nach Island holen soll.

 

Nach Höllenkalt gibt es im zweiten Band Blutrot von Lilja Sigurðardóttir ein Wiedersehen mit der privaten Finanzermittlerin. Nachdem die Reihe mit einem sehr persönlichen Fall startete, übernimmt Áróra im zweiten Band den Geldtransport für den verzweifelten Unternehmer – und steckt schon bald mitten in einem rätselhaften Fall.

 

In Lilja Sigurðardóttir Kriminalromanen spielen Frauen die Hauptrolle, ob wir nun in der Island-Trilogie (Das Netz, Die Schlinge, Der Käfig) einer Drogendealerin, einer Bankerin und einer Ex-Ermittlerin folgen oder der Ministerin Úrsúla im Thriller Betrug.

 

Doch im vorliegenden Buch erhält erstmals ein Mann mehr Raum: Polizist Daníel recherchiert mit seinem Team verdeckt, um die Entführer nicht aufzuschrecken. Schließlich hatte es in der Lösegeldforderung geheißen: Keine Polizei!

07.11.2023 | Unsplash

Áróras Schwester ist in Island verschwunden. Ihre Mutter drängt die Finanzermittlerin, nach der Vermissten zu suchen. Verdächtige gibt es viele. Und so tappt sie im neuesten Thriller von Lilja Sigurðardóttir Höllenkalt im Dunkeln. Mehr


Im Zuge der gemeinsamen Ermittlungen kommen sich der Kommissar und die Expertin für Wirtschaftskriminalität näher, was der Geschichte gut tut. Denn durch den Einblick in Áróras Privatleben wird die Figur vielschichtiger.

 

Langsam gewöhnt sich die junge Frau, die für die Suche nach ihrer verschwundenen Schwester auf Bitten der Mutter nur widerwillig aus Großbritannien nach Island gezogen ist, an ein Leben auf der Insel. Nach und nach wird das einst verhasste Eiland für die Finanzexpertin zu einem Ort, an dem sie zur Ruhe kommen kann.

 

Im Laufe der Ermittlungen muss Áróra auch ihren moralischen Kompass neu ausrichten – nicht ganz freiwillig. Denn der skrupellose Russe, mit dem Flosi seine dunklen Geschäfte betreibt, hat einen Schlägertrupp vorbeigeschickt. Besser keinen Deal mit der Finanzverwaltung über das Schwarzgeld, lautet die unmissverständliche Warnung. Und Áróra, so scheint es, ist über diese Entwicklung nicht unglücklich.

 

Denn im Schatten der Gesetzlosigkeit, das muss auch Erpressungsopfer Flosi schmerzhaft erfahren, lebt es sich gefährlich.

 

 

Lilja Sigurðardóttir

Blutrot

Ein Island-Krimi

319 Seiten

DuMont Buchverlag, Köln 2024



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