24.09.2021

Mozart auf Isländisch

Der isländische Shootingstar Víkingur Ólafsson hat Mozart neu eingespielt. Kritiker loben sein Werk als frisch und neu. Im ZDF-Morgenmagazin hat er das neue Album jetzt vorgestellt und über seine Doppelrolle als Pianist und zweifacher Vater gesprochen.

 

Tasten eines Klaviers. Bild von Ebuen Clemente Jr. auf Unsplash.
Meister auf dem Klavier: Ólafsson spielt Mozart. © Ebuen Clemente Jr. auf Unsplash.

 

Als Schüler war Víkingur Ólafsson von Mozart so genervt, dass er die Partitur einer Sonate lädierte. Heute ist der 37-jährige Isländer ein Weltstar am Klavier und hat das Werk des Komponisten neu eingespielt.

 

Im Interview mit dem ZDF-Morgenmagazin erzählte der Pianist jetzt, wie Corona und das Leben mit Kindern seine Arbeit verändert haben – und präsentiert zugleich Mozart & Contemporaries.

 

Nach Philip Glass, Johann Sebastian Bach sowie Claude Debussy / Jean-Philippe Rameau widmet sich Ólafsson auf seinem vierten Album dem Begründer der Wiener Klassik. Es klinge „sehr frisch und neu“, lobt die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

 

Ólafsson hat sich nicht nur Mozart vorgenommen, sondern auch dessen Zeitgenossen und für das Album Stücke von Baldassara Galuppi, Joseph Haydn und Carl Philipp Emanuel Bach ausgewählt. Er will Mozart verstehen.

 

Ólafsson erklärt, was er spielt - gerne auch im Konzert

 

Verständnis will er auch seinen Zuhörerinnen und Zuhörer vermitteln, und deshalb erklärt Ólafsson im Konzert zuweilen, was er da interpretiert und spielt – gerne auch mitten im Stück, auf der Bühne. Er spielt dann einige Takte falsch und sagt, weshalb das schief klingt. Sein Publikum folgt ihm und lässt sich fesseln von der neu entdeckten Musik.

 

Doch nicht alle sind begeistert. In der Klassik galt immer das Ideal des Naturgetreuen, schreibt die FAZ in einem gerade erschienenen Beitrag über Ólafsson und entgegnet seinen Kritikern: „Man hört Mozart, als sei er etwas ganz Neues. Etwas Lebendiges. Das dürfte die einzige echte Daseinsberechtigung aktueller Aufnahmen sein.“

 

Ólafsson selbst sagt im ZDF-moma: „Es sind tote Komponisten, aber für mich sind sie auch sehr lebendig.“ Es sei sehr schön, mit Mozart früh aufzustehen. Immer noch.

 

Denn dessen Werk begleitet ihn schon sein ganzes Leben. Mit fünf Jahren begann der Isländer, Mozart zu spielen, mit sieben besuchte er zum ersten Mal eine Oper – die Zauberflöte, natürlich.

 

Monatelang hat er sich in Mozarts Leben versenkt

 

Der Anspruch ist hoch. Monatelang hat er sich in Mozarts Biografie versenkt, das Zeitalter des Komponisten studiert, fast alle seiner Noten gespielt.

 

Für die Aufnahmen in der Konzerthalle Harpa in Reykjavík ließ er drei verschieden eingestellte Flügel herbeischaffen und engagierte einen Klavierstimmer, der extra vom Concertgebouw in Amsterdam anreiste, so die FAZ.

 

Vier Tage saßen sie vor den Instrumenten, um zu entscheiden, welches davon infrage kommt. Fünf Tage Aufnahme, doppelt so lange wie üblich, und dann noch selbst abmischen.

 

Perfektionist und zweifacher Vater

 

Ólafsson ist Perfektionist. Doch inzwischen ist er auch Vater von zwei kleinen Kindern. „Da kommen zwei Welten zusammen.“ Früher habe er fünf Stunden am Stück allein gespielt.

 

Jetzt sind die Kinder da, aber er liebt es. „Die Kinder entdecken die Welt ganz neu. Für uns als Eltern ist es so wichtig, die Welt mit Kinderaugen zu sehen“, sagt er im moma-Interview.

 

Neues entdecken – das könne man auch mit Mozart. „Ein Traum. Diese Musik ist so groß, man kann sie wirklich 1.000-Mal verschieden spielen.“

 

 

Das Video ist bis zum 06.09.2023 in der ZDF-Mediathek verfügbar.


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