13.07.2025
Ein Familienfest wird zum Schauplatz eines Verbrechens. Doch wer ist eigentlich das Opfer? Islands Krimi-Autorin Eva Björg Ægisdóttir setzt in Verlassen auf ein raffiniertes Wechselspiel der Perspektiven. Bald schon stellt sich die Frage, wem am Ende noch zu trauen ist.
Ist es Unternehmerin Petra? Oder ihre Tochter Lea? Und was ist mit der vermissten Maja? Bis zum Ende bleibt offen, um wen es sich bei dem Opfer handelt.
In ihrem Kriminalroman Verlassen gelingt es Eva Björg Ægisdóttir meisterhaft, Spannung aufzubauen. Denn im Laufe der Handlung wechselt sie immer wieder die Erzählperspektive.
Mal werden die Ereignisse in dem abgelegenen Hotel aus Sicht von Geschäftsfrau Petra Snæberg berichtet, mal folgt die Geschichte deren Tochter Lea. Dann wieder steht Tryggvi im Mittelpunkt, der Partner von Petras alkoholabhängiger Tante Oddný, und schließlich wird das Geschehen aus Perspektive der Hotelangestellten Irma erzählt.
So reihen sich immer nur einzelne Puzzlesteine aneinander. Was passiert ist, bleibt über weite Strecken im Dunkeln. Allerdings wird eines schnell klar: Von einem fröhlichen Familienfest kann keine Rede sein.
Jeder für sich allein
Jede der Figuren schleppt ein Geheimnis mit sich. Ist Teil der großen Familie – und doch für sich allein.
Schon bald stellt sich die Frage, wem hier eigentlich zu trauen ist. Ein latentes Gefühl der Bedrohung liegt von Anfang an in der Luft und wird noch verstärkt durch das unwirtliche Wetter und die Dunkelheit, die das inmitten von Lavafeldern gelegene Hotel umgeben.
Anders als in den bisherigen Romanen der Reihe treten die ermittelnden Polizisten Sævar und sein Chef Hörður weitgehend in den Hintergrund und sorgen erst ganz am Ende der Geschichte für Aufklärung.
Und auch Polizistin Elma, die in den bisherigen (und zeitlich später einsetzenden) Bänden eine Hauptrolle spielte, hat einen kurzen Auftritt. Zumindest indirekt. Ein raffiniertes Spiel mit den Perspektiven.
Eva Björg Ægisdóttir
Verlassen
Kiepenheuer & Witsch, Köln
erschienen am 16.01.2025
351 Seiten
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