15.10.2021

Kultur-Katastrophe

Auch Islands Kultur- und Kreativwirtschaft hat im Corona-Lockdown schwer gelitten. Künstler:innen und Kreative bangen um ihre wirtschaftliche Existenz. Doch die Probleme liegen tiefer. Dabei fördert Island die Branche wie kaum ein anderes Land in Europa.

 

Skulptur "Der Mann mit dem Cello" vor dem Konzert- und Konferenzzentrum Harpa in Reykjavík. Bild von Paul Bates auf Pixabay.
Islands Kulturbranche in der Krise: Skulptur vor dem Konzerthaus Harpa in Reykjavík. © Paul Bates auf Pixabay.

 

Islands Kultur- und Kreativwirtschaft leidet – und das nicht erst seit der Corona-Krise. Zwischen 2008 und 2020 sei die Zahl der Kulturschaffenden um ein Viertel zurückgegangen (25%), berichtete Reykjavík Grapevine.

 

Zudem seien die Einkommen von Künstler:innen und Kreativen um 40% gesunken, zitiert das Online-Magazin aus einer Studie der Isländischen Akademiker-Vereinigung (BHM).

 

Waren 2008 noch rund 7.000 Menschen in der Branche beschäftigt, seien es heute nur noch 5.000. Die Einkommen sanken in diesem Zeitraum von 368 Millionen Euro (55 Bio. ISK) auf nur noch 221 Millionen Euro (33 Bio. ISK). Im Medienbereich seien diese um 45% zurückgegangen, in der Filmindustrie um 41% und in der Musikbranche um 26%.

 

Einkommen niedriger als in anderen Branchen

 

Die Einkommen seien zudem niedriger als in anderen Branchen, heißt es in der Studie. Während sie in der Gesamtwirtschaft in den vergangenen zehn Jahren um 96% gestiegen seien, haben sie demnach in der Kultur- und Kreativwirtschaft nur um 49% zugelegt.

 

Der Abwärtstrend habe bereits vor der Pandemie eingesetzt, so der Verband BHM. Seit 2017 lasse sich in verschiedenen Kulturbereichen eine negative Entwicklung beobachten.

 

Dabei wird die isländische Kulturbranche im europaweiten Vergleich stärker gefördert als in anderen Ländern, wie Daten des Statistikamtes vom August 2020 zeigen.

  • 2018 flossen 2,5% der Haushaltsmittel in kulturelle Dienstleistungen.
  • Nur in Estland (2,8%) und Ungarn (2,7%) war die staatliche Förderung noch höher.

Die Unterstützung umfasst dabei sowohl staatliche als auch kommunale Zuwendungen.

  • Während die kommunale Ebene 4,7% der Mittel für den Kulturbereich aufwendet,
  • hat Islands Regierung nur 1,5% dafür veranschlagt, so Reykjavík Grapevine.

Corona-Krise trifft Branche hart

 

Der Corona-Lockdown hat auch in Island viele Kultureinrichtungen hart getroffen. Die Regierung hat im vergangenen Jahr mehrere Hilfspakete für Beschäftigten der Kultur- und Kreativwirtschaft geschnürt und Einkommenszuschüsse in Höhe von 1,7 Millionen Euro gewährt (250 Mio. ISK).

 

Branchenvertreter:innen etwa aus der Musikindustrie kritisierten jedoch, dass die wirtschaftliche Unterstützung nicht ausreichend sei.

 

Die neue Studie scheint dies nun zu bestätigen.


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