03.10.2022

Notfallvorrat für den Krisenfall

Die Ukraine-Krise befeuert auch in Island die Diskussion darüber, wie für den Krisenfall vorzusorgen ist. Jetzt schlagen Fachleute Alarm. Die Treibstoffvorräte lägen weiter unter internationalem Durchschnitt, und auch der Medikamentenvorrat reiche womöglich nicht aus.  

 

Zapfsäule in Island. Bild von Khamkéo Vilaysingauf Unsplash.
Auftanken: Arbeitsgruppe empfiehlt Island, für den Krisenfall vorzusorgen. © Khamkéo Vilaysing auf Unsplash.

 

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges und der Energie-Krise ist auch in Island eine Debatte darüber entbrannt, wie gut das Land für den Krisenfall aufgestellt ist.

 

Eine aktuelle Studie im Auftrag der Premierministerin zeigt laut Medien, dass die Treibstoffvorräte auf der Insel weit unter dem internationalen Durchschnitt liegen und auch der Vorrat an Medikamenten möglicherweise nicht länger als einen Monat ausreiche. Dies berichtete jetzt die Online-Plattform Iceland Review unter Berufung auf den staatlichen Rundfunksender RÚV.

 

Bisher gebe es in Island keine gesetzlichen Regelungen, wie viele Lebensmittel auf der Insel gelagert werden müssen, um für einen Notfall – etwa den Zusammenbruch von Infrastrukturen, Seuchen oder Krieg – gerüstet zu sein.

 

Zur Notfallbevorratung gehören demnach:

  • Lebensmittel und die zu ihrer Herstellung erforderlichen Gerätschaften
  • Kraftstoffe
  • Medikamente, medizinisches Gerät und Schutzkleidung
  • Wartungsteile und Dienstleistungen für kritische kommunale Infrastruktur, darunter Stromversorgung und Telekommunikation, Transport, Notfall- und Einsatzdienste, sowie Anlagen
  • Hygieneartikel
  • Biozide

Während private Haushalte keine Notfallvorräte anlegen müssten, solle die Regierung jedoch mit Unternehmen eine Warenvorratshaltung für eine bestimmte Dauer vereinbaren, so die Empfehlung der Arbeitsgruppe.

 

Eine zentrale Datenbank solle einen Überblick über den Bestand an lebenswichtigen Vorräten wie Lebensmitteln, Geräten und Medikamenten bieten.

 

Experte: Island liegt weit zurück

 

Island liege bei der Bevorratung weit hinter seinen Nachbarländern zurück, zitierte Iceland Review den Leiter des Amtes für Bodenschutz, Árni Bragason, der bereits Projekte für Nahrungssicherheit in Norwegen begleitet und den Weltweiten Saatgut-Tresor auf Spitzbergen geleitet hat.

 

In Island sei im Allgemeinen für gängige Medikamente nur ein Monatsvorrat vorhanden, berichtete Bragason.

 

„Natürlich ist in letzter Zeit viel passiert – die Pandemie und dann der Krieg in der Ukraine. Jetzt wachen die Leute auf und erkennen, wie anfällig alle unsere Systeme sind.“

 

Laut der Arbeitsgruppe sei zudem Kerosin nur noch für weniger als zehn Tage vorhanden. Internationaler Standard sei jedoch ein Notfallvorrat für 90 Tage.

 

„Nicht nur die Landwirtschaft, auch die Fischindustrie ist auf diesen Treibstoff angewiesen“, zitierte ihn Iceland Review den Experten. „Wir sind in jeder Hinsicht völlig davon abhängig.“ 



Diskussion in Deutschland

 

In Deutschland empfiehlt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Privatpersonen, gezielt Notfallvorräte anzulegen, mit denen eine Familie etwa zehn Tage problemlos überbrücken kann.

 

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte bereits im Mai 2022 dazu geraten, für den Krisenfall vorzusorgen. Während die FDP dies ablehnte, befürworten Grüne und Union die Empfehlung.