17.07.2022
Seit Jahren gehört Island zu den Ländern, in denen die Gleichstellung zwischen Frauen und Männern am weitesten fortgeschritten ist. Jetzt hat es der Inselstaat im Global Gender Gap Report 2022 bis an die Spitze geschafft – und die gläserne Decke durchbrochen.
Doppelter Rekord für Island: Im Gender Gap Report 2022 des Weltwirtschaftsforums landet die Insel auf Platz 1 – und das bereits zum 13. Mal in Folge.
Jedes Jahr untersucht die Organisation, wie es um die Gleichstellung in der Welt bestellt ist. Dazu haben die Fachleute einen Index erstellt, der die Unterschiede zwischen Frauen und Männern in 146 Ländern abbildet. Dieser umfasst vier Bereiche:
„Auch wenn kein Land volle Gleichstellung erreicht hat, haben die zehn Erstplatzierten die Gender-Lücke doch zu 80% geschlossen“, schreibt Studienleiterin Saadia Zahidi im Vorwort zu dem Bericht.
Und Island hat als erstes Land die gläserne Decke durchbrochen: Es erreichte im Ranking mehr als 90% der Punkte.
Vor allem bei der Bildung konnte der kleine Inselstaat punkten, und auch bei der politischen Teilhabe ist es spitze: In 16 der vergangenen 50 Jahre war eine Frau Staatsoberhaupt; der Frauenanteil im isländischen Parlament liegt bei 47,6%.
Überraschung auf den Plätzen 6 bis 10
Hinter Island folgen Finnland und Norwegen auf den Plätzen 2 und 3; Schweden liegt an fünfter Position. Die skandinavischen Länder liefern sich seit Jahren ein Wettrennen um den Spitzenplatz.
Überraschend ist ein Blick auf die Plätze 6 bis 8: Dort stehen Ruanda, Nicaragua und Namibia. Deutschland rückte im Ranking einen Platz vor – und landete auf Position 10.
Die letzten Plätze im Ranking belegen die Demokratische Republik Kongo, Pakistan und Afghanistan. Dort ist es um die Gleichstellung nicht gut bestellt.
„Die Welt ist ein besserer Platz, wenn wir uns alle beteiligen können“, betonte Islands Außenministerin Þórdís Kolbrún Revkfjörð Gylfadóttir auf Twitter.
Allein, weltweit betrachtet ist der Graben zwischen den Geschlechtern tiefer denn je. Grund dafür ist vor allem die Pandemie: Denn in der Krise haben mehr Frauen als Männer ihren Job verloren. Damit ist die Ungleichheit auf dem Arbeitsmarkt so groß wie seit der Vorlage des ersten Berichts 2006 nicht mehr.
Geht es in diesem Tempo weiter, wird es laut Weltwirtschaftsforum noch 132 Jahre dauern, bis die Geschlechterlücke weltweit geschlossen ist.
„Der Kampf für Gleichheit“, sagt Islands Außenministerin, „muss weitergehen.“
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