10.09.2024

Islands Gletscher-Friedhof

Islands weiße Riesen verschwinden. Schuld ist der Klimawandel. Der erste Gletscher-Friedhof der Welt ist jetzt nahe der isländischen Hauptstadt Reykjavík eingeweiht worden und mahnt uns zu schnellem Handeln – bevor die Naturwunder weggeschmolzen sind. 

 

Gletscher-Friedhof in Island. Bild von Josh Okun/Rice University.
Islands Gletscher-Friedhof. © Josh Okun/Rice University.

In Island befindet sich seit drei Wochen der weltweit erste Gletscher-Friedhof. Falls die Grabsteine, die der Künstler Ottó Magnússon aus Eis gemeißelt hat, nicht schon weggeschmolzen sind – wie die weißen Riesen, an deren Schicksal das Mahnmal erinnern soll. 

 

Forschende der Rice University in Houston (Texas), des Isländischen Wetterdienstes (Icelandic Met Office), Geolog:innen, Gletscherforschende sowie Vertreter:innen der Regierung und Bürgerinnen und Bürger nahmen an der Zeremonie auf der Halbinsel Seltjarnarnes nahe der Hauptstadt Reykjavík teil, wie das Regionale Informationszentrum der Vereinten Nationen für Westeuropa (UNRIC) jetzt berichtete.

 

Im Rahmen der Gedenkfeier präsentierten die Fachleute eine Verlustliste mit den Namen von 15 Gletschern auf der ganzen Welt, die bereits verschwunden oder akut gefährdet sind – und mahnten zu schnellem Handeln.

 

Für 2025 haben die Vereinten Nationen das Internationale Jahr zur Erhaltung der Gletscher ausgerufen; am 21. März 2023 wurde erstmals der Welttag der Gletscher begangen.

 

Das Gletschersterben ist der sichtbarste Ausdruck der Klimaerwärmung. Seit dem Jahr 2000 sind laut Fachleuten bereits Tausende von Gletschern weltweit verschwunden.

 

Mit fatalen Folgen: Wenn alle isländischen Gletscher verloren gehen, würde das Schmelzwasser den globalen Meeresspiegel um 1 cm ansteigen lassen, zitiert UNRIC den isländischen Gletscherforscher Þorsteinn Þorsteinsson.

 

Gletschersterben lässt Meere ansteigen

 

„Damit steigt das Risiko für Überschwemmungen und Erdrutsche, mit vielen Todesopfern“, sagt der Wissenschaftler.

 

Auf der Verlustliste finden sich z.B. der Gletscher Sarenne in Frankreich (2023), der Pizolgletscher in der Schweiz (2019), der Gletscher Martial in Argentinien (2018) und der Anderson Gletscher in den USA (2015).

 

Auch Island hatte bereits ein Opfer zu beklagen: Vor fünf Jahren erklärte eine Gruppe um die damalige isländische Premierministerin Katrín Jakobsdóttir den abgestorbenen Gletscher Okjökull symbolisch für tot. Tatsächlich hat Island bereits 70 seiner 400 Gletscher verloren.

 

Allein Vatnajökull, Europas größter Gletscher, umfasst eine Fläche von 7.700 Quadratkilometern. Expert:innen gehen davon aus, dass er noch rund 300 Jahre durchhalten wird. Islands zweitgrößter Gletscher indes, Langjökull, ist stärker gefährdet, weil er viel niedriger liegt. Fachleute gehen davon aus, dass im Jahr 2100 nur noch zehn bis 20 Prozent seiner Gletschermasse vorhanden sein werden.

 

Eine Entwicklung, die so rasant ist, dass sich künftige Generationen womöglich wundern werden, wie Island zu seinem Namen kam.


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