23.07.2020

Island wählt Stabilität

Bei der Präsidentschaftswahl gelang Amtsinhaber Gudni Jóhannesson ein haushoher Sieg. Die hohen Zustimmungswerte in der Bevölkerung sind auch deshalb bemerkenswert, weil Island von der weltweiten Corona-Krise besonders stark getroffen worden ist. 

 

Wählerin steckt Wahlumschlag in die Urne. Bild von Arnaud Jaegers auf Unsplash.
Island hat gewählt. © Arnaud Jaegers auf Unsplash.

 

In Corona-Zeiten setzen die Isländerinnen und Isländer auf Kontinuität. Bei der Präsidentenwahl am 27. Juni 2020 gelang Amtsinhaber Gudni Jóhannesson ein haushoher Sieg. Mit 92% der Stimmen gewann der 53-Jährige klar vor seinem Herausforderer, dem Geschäftsmann Gudmundur Franklìn Jónsson.

 

Für den parteilosen Historiker Jóhannesson, der bis zu seiner Wahl im Jahr 2016 an der Universität Island zur modernen Geschichte des Inselstaates forschte, ist es die zweite Amtszeit.

 

Wie in Deutschland kommt dem isländischen Präsidenten eine vorwiegend repräsentative Rolle zu. Er kann allerdings seine Zustimmung zu Gesetzen verweigern.

 

Jóhannesson hatte im Wahlkampf vor vier Jahren betont, dass das Volk die Möglichkeit erhalten solle, umstrittene Fragen in einem Referendum zu klären. 

 

Überraschend hohe Zustimmung

 

Die hohen Zustimmungswerte für den Amtsinhaber sind auch deshalb bemerkenswert, weil Island von der Corona-Krise besonders stark getroffen wurde.

 

Die Arbeitslosigkeit ist hochgeschnellt; viele Angestellte und Selbständige kamen nur dank der von der Regierung beschlossenen Lohnfortzahlungen durch die Krise. Insbesondere der Tourismus, Islands wichtigster Wirtschaftszweig, leidet.  

 

Nach Jahren des rasanten Wachstums kam die bisherige Boombranche zeitweise zum Erliegen. So wurden im April gerade noch 924 Besucherinnen und Besucher gezählt - die niedrigste Zahl seit 1961.

 

Zwar sind die Grenzen für ausländische Gäste seit Mitte Juni wieder geöffnet. Aber die Nachfrage ist gering; insbesondere das Einreiseverbot für Touristinnen und Touristen aus den USA und Asien wirkt sich aus. 

 

Regierung setzt auf vorsichtige Öffnungen

 

Die Regierung setzt derweil auf vorsichtige Öffnungen. Durften in der Hochphase der Pandemie maximal 20 Personen zusammenkommen, sind es jetzt bis zu 200.

 

Bars und Gaststätten haben wieder geöffnet, die Abstandsregeln wurden weiter gelockert. Betreiber von Restaurants, Theatern oder Läden müssen lediglich dafür sorgen, dass ihre Gäste einen freiwilligen Abstand einhalten können - wenn sie dies wollen.  

 

Die Leiterin der nationalen Tourismusbehörde Visit Iceland, Sigrídur Dögg Gudmundsdóttir, setzt denn auch auf die besonderen Vorzüge der Insel: Man könne hier ohne Einschränkungen herumreisen und sich zunutze machen, dass Island so dünn besiedelt sei wie kein anderes Land in Europa.  


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